Vor dem Doktorspiel

Vor dem Doktorspiel - oder danach?

 

 

Spaß an Sexualität

Von Frank Sacco

 

Ein Trost für uns alle: Sex kann auch Spaß machen. Das wissen wir. Und das soll auch so sein. Die uns so vertraute klerusverordnete Monosexualität mit dem Ehepartner hat als eine Art Gefangensein, das es über die Jahrzehnte hinweg für viele ist, nie so ganz richtig funktioniert. Gestern sah ich den neuen Film: „Wie beim ersten Mal“. Anstrengend so ein Film! Doch auch die oft krank machenden Schwierigkeiten in einer heterosexuellen Verbindung hängen natürlich mit unserer sexualfeindlichen Religion zusammen.

Der Zwang zum Treusein ist oft ein Feind der körperlichen Liebe. Wenn ein heißes verheiratetes Girl uns Verheirateten zuzwinkert, wer würde es nicht einmal fragen: „Hat Ihre Schwester auch so schöne blaue Augen wie Sie?“ Es liegt in der Natur jedes Menschen, Es auch mal mit einer / einem Fremden zu tun, die / der einem an der Kasse bei Edeka so nett die heruntergefallene Banane aufhob. Vielleicht müssen wir lernen, daran Spaß zu haben, den Spaß auch dem Partner zu gönnen, nicht gleich eine bestehende Ehe aufzugeben und jeden Sex mit einer neuen großen Liebe zu verwechseln. Flirten kann übrigens auch schon reichen. „Es“ muss nicht immer passieren. Er kann auch beim Flirt bleiben.

 

Früher gingen wir Männer Zigaretten holen – und kamen nicht wieder. Heute machen es die Frauen. Oft werden sie unglücklich, oder besser: noch unglücklicher. Sie merken, sie sind, wie so sehr viele Eheleute, der „Tyrannei der Hoffnung“ (Sven Hillenkamp. „Das Ende der Liebe“) verfallen, alles könne optimaler sein, als es ist, wir könnten Lebenspartner im Rhythmus unserer Autos wechseln. Das Entweder – Oder beobachten wir bei unseren Schauspielern und Politikern. Man hat keine Sexgeliebte, man heiratet sie standesgemäß jeweils für einige Jahre in einer Art pluralistischer Monogamie.

Treue in der Ehe ist mit das Schönste, das wissen wir alle. Doch wem ist sie gegeben, diese Liebe, diese Kraft, dieser stille enthaltsame Schmerz, dieser lange Atem? Können wir Eifersucht, die meist nicht Machtgehabe sondern bloße Angst vor dem Alleingelassen werden ist, eines Tages soweit ablegen, Ehen ein wenig freizügiger zu gestalten?

Kann jemals offen und einigermaßen flächendeckend mit dem Thema unter Eheleuten umgegangen werden? Es wird auf alle Fälle länger dauern als die anstehende Kirchenreform. Mein homosexueller Freund meint: „Wir gehen schon freier mit der Sexualität um.“ „Wie Händewaschen“ sei es nach der one night, wenn beide Ehepartner einverstanden seien. Da ist also eventuell ein Erfahrungsaustausch bzw. ein Einholen von Erfahrung bei unseren schwulen Freunden möglich. In Büchern wie "Guter Sex trotz Liebe" und "Wenn Liebe fremdgeht" plädiert Ulrich Clement für respektvolles Fremdgehen. Geheimnisse dürfe jeder Partner haben. Die eisernen Regeln: Kein ungeschützter Verkehr, keine Geldgeschenke, keine heimlichen Kinder. Der Philosoph Oliver Schott schreibt eine Abhandlung über Liebe, Sex, Vernunft und Glück in "Lob der offenen Beziehung". Monogamie sei nicht "eine Art sozialer Naturzustand". Mein Rat: Erstmal in der bestehenden Beziehung Sprechen lernen und ausprobieren, was da noch alles so geht. Und: Es gibt keinen schmutzigen einvernehmlichen Sex außer im Moorbad der Rehabilitationsklinik.