Gott - die bedingungslose Liebe

Das hat der greise Priester Eugen Biser gesagt. Es hat ihm Ärger eingebracht. Seine Kirche müsse eine Selbstkorrektur vornehmen, um Kinder nicht sterbenskrank zu machen. Wenn wir Gott als die reine Liebe verinnerlichen, wird auch Bibelgottes angeblicher Amoklauf nach Evas Apfelklau als eine zweckgebundene Geschichte identifiziert. Sie soll Kindern Angst machen, indem man ihnen „Gottes“ ausgesprochene Kleinlichkeit und Kleinkariertheit demonstriert: Gleich die erste winzige Trotzphase seiner Tochter Eva bestraft er brutal und unter Einsatz globaler, bis in die heutige Zeit reichende (unrechtmäßige) Kollektivhaftung völlig ungerecht. Ein bis zwei Semester Pädagogik-Studium hätten diesem Gott gut getan. „Schuld ist immer individuell, nie kollektiv“, schreibt uns Helmut Schmidt in „Religion in der Verantwortung“, Propyläen.

 

Und gab es denn jemals ein Paradies? Verschlang nicht schon Evas Schlange als Nichtvegetarierin ihre Kröten lebendig und kann man bei soviel Grausamkeit in der Natur als Gott über seine Schöpfung sagen: „Das hab ich aber gut gemacht. Seid mir also auf immer dankbar“? Nehmen wir hiermit Abschied von dem Aberglauben, wir seien Geschöpfe. Unsere Urmutter heißt nicht Eva, es ist der Einzeller. Wir sind einfach da. Machen wir das Beste daraus. Das kann sogar ein Sinn des Lebens sein.

 

In der Zeit der Aufklärung glaubte man das alles unseren Geistlichen schon nicht mehr. Die Aufklärung endete, als man nach dem ersten Weltkrieg die Kirchen als Vergebungsinstanz wieder verstärkt brauchte. So haben sich die Zeiten wieder geändert. Der Fundamentalismus und das Mittelalter sind zurück. Christsein verträgt sich allerdings auch sehr gut ohne Brutalität, ohne die ständig von den Kirchen im Eigennutz eingeforderte Demut und sogar mit Vernunft, Wissenschaft und einer strikten Ablehnung jedes Glaubens an irgendwelche Wunder, Bibeln, Engel oder Geister, inklusive dem sog. Heiligen Geist, der ja so gar keinen Spaß versteht. Er ist der übelste aller Geister. Die Kirchen verkünden nach einem angeblichen Wort Jesu, wer gegen diesen Geist sündige, lande ohne jedes Mitleid direkt in seiner Hölle.


Das Mittelalter ist zurück


Berge von Suizidtoten hat dieses unchristliche Bibelwort schon produziert. Meine Schwester wusste es allerdings bereits während ihres Theologiestudiums besser: „Der Heilige Geist ist die Liebe“, sagt sie. Sie, meine gläubigen Patienten und ich können uns ein Christentum sogar ganz ohne die kirchlichen Machtmittel Hölle und Teufel denken! Und da uns der geschichtliche Zugang zu Jesus mit Absicht versperrt wird, tun wir uns und unseren Kindern gut daran, ihn einfach zu definieren - und Gott und den Heiligen Geist gleich mit. Alle Drei sind die bedingungslose Liebe, die sie aus diesem Grunde auch niemals entziehen.

 

Freud als Überträger einer Neurose >


Die Welt ist auch ohne Teufel und Hölle denkbar