Rezension E.R. Dodds: „Heiden und Christen in einem Zeitalter der Angst“ von Frank Sacco

 

  

 

Vorwort Müller: Die masochistische kirchenbedingte Depression ist die schwerste und schrecklichste psychische Erkrankung, die wir Psychotherapeuten kennen, schreibt Frank Sacco, Doktor der Medizin. Je größer die Gottangst und je größer die verdrängte Sünde dem Klienten erscheint, umso stärker muss das Opfer ausfallen, das einen Deal mit der jeweiligen Gottheit bedeutet. Und auf den Klerus gemünzt: Sadismus ist Sexersatz.

 

 

Rezension E.R. Dodds: „Heiden und Christen in einem Zeitalter der Angst“ von Frank Sacco

 

Dodds schreibt, „selbst auferlegte Qualen“, also Masochismus, charakterisiere sowohl das Heiden- wie auch das Christentum (Seite 48). Dodds weiter: „Die Preisgabe körperlicher oder geistiger Gesundheit ist für die Menschen die endlose Sühne für eine unbewusste Schuld.“ Kennzeichnend sei der „Zwang, einem vorgestellten bedrohlichen Übel (gemeint ist irdische und / oder Höllenstrafe, der Verf.) dadurch zu entgehen, dass man es in harmloser, symbolischer Form vorwegnimmt“. Hier verharmlost Dodds als Nichtarzt das Ausmaß, das ein solcher Masochismus annehmen kann. Immerhin stach Ödipus sich aus Gottangst heraus die Augen aus – als ein Opfer an Zeus. Die „Sünde“ des Ödipus: wiederholter Sex mit der Frau Mama. So was tut man auch nicht.

Die masochistische kirchenbedingte Depression ist die schwerste und schrecklichste psychische Erkrankung, die wir Psychotherapeuten kennen. Je größer die Gottangst und je größer die verdrängte Sünde dem Klienten erscheint, umso stärker muss das Opfer ausfallen, das einen Deal mit der jeweiligen Gottheit bedeutet. Die oft unbewusste Vermutung eines Christen, eine Sünde wider den Heiligen Geist begangen zu haben, zieht oft eine jahrlange depressive Qual nach sich. Denn diese „Sünde“, so der sadistische Klerus,  werde weder hier noch im Jenseits von Jesus vergeben werden. Tausende, weiß Eugen Drewermann, sind deswegen in den Psychiatrien über Monate hinweg untergebracht, zumal die ärztlichen Therapeuten aufgrund eigener religiöser Ängste und „Erfahrungen“, so Manfred Lütz,  das Thema Religionsschaden nicht aufgreifen, sondern die Betroffenen zum verursachenden Klerus schicken – zur „Behandlung“. Das ist vergleichbar mit einem Internisten, der seine Alkoholkranken zur „Behandlung“ in die Schnapsfabrik schickt. Der dann „behandelnde“ Klerus wiederum ist dem Höllendogma von höchster Stelle verpflichtet. Wer dieses Dogma anzweifeln würde, der versündige sich „gegen den Heiligen Geist“, so der frühere Papst Benedikt in einer Schrift. Dabei ist der Heilige Geist eine üble, sadistische Erfindung. Es gibt keine Geister. Warum ist der Klerus nur so sadistisch? Früher, als er noch durfte,  verbrannte er ja gern Rothaarige und Hexen. Fragen wir Sigmund Freud: Sadismus ist Sexersatz. Katholische Priester sollte der Staat zum regelmäßigen Nachweis sexueller Aktivitäten verpflichten – aber bitte nicht mit Kindern!

 

Über die Angst resultiert die bekannte Drehtürpsychiatrie. Hat der masochistisch Erkranke genug gelitten, fühlt er sich besser und kann entlassen werden. Geht es ihm dann ambulant wieder (zu) gut, benötigt er wieder einen masochistischen Schub zum Ausgleich seines seelischen Gleichgewichtes bzw. zur Angstreduktion. Meinem  ersten Patienten war die „Sünde“ zwar bewusst, er wusste aber nicht mehr das Wo und Wie seiner „Versündigung“. Er war ein oft eingewiesener Dauergast und erhielt Insulinschocks. Mir klagte er seine Angst vor einem ewigen Feuer. Ich sagte ihm, Gott sei doch kein Nazi. Das zeigte Wirkung. Wie alt war ich da? Ich glaube 23. Es ist eine Ewigkeit her (Bild: RobertCheaib, pixabay).