Ein Massenmord aus Höllenangst


Ein zu allem entschlossener religiöser Attentäter ist praktisch nicht aufzuhalten


Das Schlimmste, was der Menschheit überhaupt zustoßen konnte, ist ein derart gepredigtes „Christentum“ der Gewalt, wusste schon Nietzsche. Angst vor ewiger Folter, vor einem ewigen Scheiterhaufen, erzeugt unkontrollierbare Handlungen. So kann sich ein Mensch als Christ fühlen und doch einen Massenmord begehen, den er über seine Religion rechtfertigt. Er hat den „ewigen Zorn“ Gottes nur zeitlich etwas vorverlegt. Er kann meinen, damit kein Vergehen begangen zu haben und dem Rachegott der Christen einen Gefallen getan zu haben. Das Beispiel des „Kreuzritters“ Breivic mit 77 Toten in Norwegen zeigt dieser Tage, was Gewalt bewirkt, wenn sie zur Basis einer Ethik wird. „Niemand kommt böse zur Welt“, meint dazu der Göteborger Autor Henning Mankell. Früher gab es das bei den Kreuzzügen. Papst Urban II. hatte im Jahr 1096 folgendes verfügt: Starb man als Kreuzritter bei dieser Art gewaltsamer kirchlicher Mission mit hunderttausenden Toten, kam man sogleich und ganz ohne Fegefeuer als Held und Beinahe-Heiliger in den Himmel. Auch ohne Tod seien die Sünden durch diesen „göttlichen Auftrag“ verbüßt. Eine derart wahnsinnig brutale und zweckentfremdete Dys-Religion, wie sie die heutige „christliche“ ist, wird immer zu Wahnsinn und zu wahnsinnigen Taten führen. Gewalt bewirkt Gewalt. Das ist uns allen bewusst. Ist Breivic ein Produkt seiner Gewaltkirche und im Grunde ein Angstkranker? Tatsächlich wies man ihn als zunächst Schuldunfähigen in eine Psychiatrie ein. Ein zweites Gutachterteam hielt ihn dann für verantwortlich für seien Taten. Was können Psychiater eigentlich? Würfeln sie? Breivic sagte aus, er sei ein Kreuzritter gegen den Islam, er sei ein Krieger im Krieg.


Papst Urban II: Breivic kommt in den Himmel


Religiöse Eiferer morden mit reinem Gewissen


Was fällt uns auf? Konservativ-religiöse Inhalte bestimmen Breivics Denken. Als Kreuzritter kommt, so der Vatikan, Breivic unter Umgehung des Fegefeuers direkt in den Himmel, auch oder gerade, wenn er 77 Kinder getötet hat, um „ein Bollwerk gegen des Islam zu errichten“. Das hat ein unfehlbarer Stellvertreter Gottes bestimmt, zu dem unser Gott ja tatsächlich gesprochen haben wird. Auch zu Papst Benedikt spreche Gott, so der amtierende Papst. Wer es glaubt, wird selig. Ist das unbewusste Tatmotiv Breivics Angst gewesen, die größte Angst des Menschen, die ihn in seinen Taten unkontrollierbar macht bis hin zu unfassbar erscheinender Kriminalität, zu einer Anomie nach Durkheim? Musste er in seinen Augen, in seiner Selbstsicht ein Heiliger werden, um einer ewigen Hölle zu entkommen? Er stellt sich nach seiner Tat und forderte für sich ein Urteil und erwartet eine harte Strafe. Das sind masochistische Züge, und wie Sie, lieber Leser, jetzt wissen, ist Masochismus ein Weg zur Höllenvermeidung. So sieht es wenigstens ein Erkrankter. Wenn die größte Angst im Spiel ist, wird jeder Mensch ohne eigene juristische Schuld unkontrollierbar. Ist die Kirche der eigentliche Täter des norwegischen Amoklaufes? Ist die Kirche Schuld am Extremismus bzw. am Rechtsextremismus? Auffällig war, dass Breivic sich mit dem Hitlergruß vom Gericht verabschiedete. Hat das Kreuz der Kirchen doch Haken? Nach Joh. 8,44 mögen wir das glauben. Wir haben das zuständige Gericht (über die Norwegische Botschaft) über unsere Gedankengänge informiert. Die norwegischen Richter wurden uebrigens angehalten, nicht auf die beratenden Psychiater zu hoeren, die wohl alle ein Urteil hatten (schuldig / unschuldig), aber sich nicht eing waren. Das spricht nicht fuer unsere Psychiater. Man faellte das Urteil "schuldig" wohl aus politischen Gruenden. Das Volk wollte die Bestrafung eines Verbrechens. Das Urteil war politisch "richtig", wissenschaftlich jedoch ein Fehlurteil. Man bringt nicht Kinder dutzendweise mit klarem Kopf um. Würden Sie ja auch nicht tun, liebe Leser. Nun, der auf Breivic wartende Verschluss unterschied sich nur in einem kleinen Schildchen, das man umdrehen konnte: Vorn drauf stand "Knast", hinten "geschlossene Psychiatrie".

 

Überhaupt halten psychiatrische Gutachter ihre Psychiatrien gern und  oft rein von Gewaltverübenden. Der Spiegel berichtet darüber in 30/2014. Der wahnkranke Häftling Peter J, 38, erhängte sich in seiner Zelle. Der "Sachverständige" Psychiater Hans-Ludwig Kröber stellte zwar eine paranoide und dissoziale Persönlichkeitsstörung fest, es sei aber "nicht ersichtlich", dass der zu Untersuchende zur Tatzeit davon "erheblich beeinträchtigt" gewesen wäre. Der Wahnkranke hatte eine Bombe hochgehen lassen und plante, Hände abzuschneiden. Gesund hört sich das nicht an. "Der Psychiater als Richter", so die Überschrift des Artikels im Spiegel.

 

Christentum ist leider auch eine Konfession, in der viele Gläubige aus lauter Gottangst heraus helfen, statt sich aus Einsicht und in Eigenverantwortung einfach christlich zu verhalten. Das Helfen beim Helfer-Syndrom (nach Wolfgang Schmidbauer) ist weniger, wie bislang behauptet, ein Machtgehabe selbstherrlicher Ärzte bzw. Helfer. Es ist vielmehr Ausdruck einer angstbedingten Zwangsneurose, die sich aus der uns allen bekannten Bergpredigt ableitet. „Jesus“ dort sinngemäß: Helfer kommen nicht in mein „höllisches Feuer“. Einfacher lässt sich eine Berufswahl bei Empfindlichen, und Psychiater sind empfindlich, nicht steuern: Helfen rettet sie vor der Hölle.

 

Wünschen wir uns also abschließend eine Psychiatrie, die keine Angst mehr hat vor den Mächtigen, sondern die Kraft dazu findet, dass sie hinterfragt und anzweifelt, dass sie darum verändernd und emanzipatorisch wirken und sich auch finanziell von der Gewalt predigenden und Gewalt erzeugenden Organisation Kirche unabhängig machen kann.

 

Eine neue Religion. Eine Religion nach Auschwitz >