Franz Kafka, eine Psychoanalyse

Publiziert am 2. Oktober 2014 von Wilfried Müller

  

 

 Vorwort Müller: Nach Freud und C. G. Jung analysiert Frank Sacco nun auch Franz Kafka. Die heftigen Rotfärbungen übernehmen wir aus psychologischen Gründen vom Autor, auch wenn bei wissenbloggt nicht so klar ist, warum Kafka soviel Rot braucht (Bild: Nemo, pixabay).

DER SPIEGEL schreibt aktuell über Kafka als Der Dichter unserer Zukunft, und auf dem Titel heißt er Der Seher. Es geht darum, dass Kafka vor 100 Jahren die Ängste des modernen Menschen beschrieb – also daher das Rot?

Sacco firmiert als Mitglied der ev.-luth. Kirche und der Niedersächsischen Ärztekammer, als Doktor der Medizin, als Internist, Psychotherapeut und Analytiker der Psychoanalytiker.

 

 

Franz Kafka, eine Psychoanalyse

 

Es geht in dieser meiner Analyse um Mord – bzw. um Doppelmord.  Denn auch der Selbstmord ist, wie der Name beinhaltet, erstmal ein Mord. Wird man zu einem Selbstmord allerdings offiziell verurteilt, ist es ein Zwischending zwischen Mord und Selbstmord. Es ist sozusagen ein doppelter Mord bei nur einem Opfer. Und dann kommen unsere Juristen auf den Plan. Mord ist eine gravierende Straftat. Der Selbstmörder geht hingegen auch bei versuchtem "Mord" straffrei aus. Nicht so der Auftraggeber eines Selbstmordes. 

 

Kafka hatte ein Über-Ich-Problem. Das haben viele gläubige Juden. Man nahm bisher an, es habe sich um einen Vater-Sohn-Konflikt gehandelt. Freud stellt ihn als Ödipuskomplex heraus. Doch die Schriften Kafkas beschreiben u.a. auch Probleme mit Gerichten und Richtern, also anderen bekannten Über-Ich-Strukturen. Welche Rolle spielt die individuelle Religion?  Hatte Kafka ein Sacco-Syndrom?

 

Hatte er also ein Problem mit seinem fundamentalistischen Glauben? In seiner autobiografischen Erzählung „Das Urteil“, die in der Nacht vom 22. Auf den 23. September 1912 verfasst wurde, lesen wir von einem Konflikt des Protagonisten Georg mit seinem alten jüdischen Vater. Dieser ist körperlich schwach und auf Hilfe angewiesen. Er wirft dem Sohn Dinge vor, die man als Schuld oder Sünden bezeichnen könnte. So habe Georg sich im Umgang mit einem Petersburger Freund verkehrt verhalten und seine Freundin, die er heiraten will,  sei falsch ausgewählt. Der Vater verflucht letztlich seinen Sohn Georg mit den Worten. „Ich verurteile Dich jetzt zum Tode des Ertrinkens“. Er spricht ein Todesurteil aus, das Konsequenzen haben wird.  Er verteufelt den eigenen Sohn: "…aber noch eigentlicher warst Du ein teuflischer Mensch." Daraufhin stürzt sich Georg in einen Fluss. Er stirbt in einer speziellen Art von Mord-Selbstmord, wie auch der Angeklagte im Werk "Der Prozess", der sich in Erkennung einer "Pflicht" das Messer eigenhändig in den Körper rammt. 

 

Analog dazu drohte Kafkas Vater dem Sohn. Er beschimpfte ihn als "schlecht". Die Bewunderung, die er dem Vater entgegenbringe, sei vielleicht so groß, wie die Angst vor ihm. Kafka: "Wenn mein Vater früher in wilden, aber leeren Drohungen zu sagen pflegte: Ich zerreiße dich wie einen Fisch – tatsächlich berührte er mich mit keinem Finger-, so verwirklicht sich jetzt die Drohung von ihm unabhängig." Kafka wird also mit Mord durch den Vater bedroht. Und wie der Protagonist Georg überlegt der Dichter einen Suizid. Er steht lange an einem Fenster und springt dann aber doch nicht. Kafka fühlte sich zu stark, als dass der "Entschluss, mich auf dem Pflaster zu zerschlagen, in die richtige entscheidende Tiefe hätte dringen können".  Kafka über die Vaterrolle im Judentum: "…er erkennt z.B. mit Schrecken,… dass etwas in dem Kinde fehlt, und so fängt er an, es ihm einzuhämmern, was ihm auch gelingt, aber gleichzeitig misslingt, denn er zerhämmert dabei das Kind." In Kafkas Geschichte "Elf Söhne" wird die Rolle des Vaters deutlich. An jedem Kind und besonders am Elften, hat der Vater, der eine recht unbarmherzige Psychosektion seiner Söhne betreibt, etwas auszusetzen. Da bleibt für wirkliche Vater-Liebe kein rechter Platz. 

Bekannt ist, dass dem Vater in einer jüdischen Familie eine dominante Rolle zukommt. Er fällt Urteile, die für das Kind nicht antastbar sind, da es sich angeblich um Gottesurteilehandelt. So schreibt „Jahwe“ laut Thora und Bibel uns bis heute vor, dass man unfolgsame Söhne vor die Stadt führen müsse und sie dort zu steinigen habe. Nun, der steinigende Vater wird während der Steinigung nicht geweint haben, weil er einen Sohn Jahwe hingeben musste. Er hat sich, den Sohn hassend, gefreut, dass der Missratene endlich steinigend gefoltert werden konnte. Natürlich ist dieses Gespann Jahwe/Christengott ausgedacht, um die Vaterposition im Juden/Christentum zu stärken bzw. in Beton zu gießen (das Christentum ist nichts weiter als ein noch einmal härteres Judentum). Die Religionsstifter legen "im Namen Gottes" das Strafmaß fest, und der Vater verurteilt den Sohn "im Namen Gottes" zu eben dieser Strafe. Schläft man im Juden-Christentum auch nur aus Versehen (weil es eben dunkel ist) mit seiner Schwiegermutter, so sind alle drei zu verbrennen: Der Mann, seine Schweigermutter und die völlig unschuldige Ehefrau. Die wird gehörnt und zum Dank auch noch lebendig verbrannt, weil ein „Gott“ das anordnet. Sex mit seinen Freundinnen Felice Bauer und Milena Jesenská mag Kafka als Sünde empfunden haben, ohne dass ihm das bewusst werden konnte. Jedenfalls suchte er Felice aus, eben weil sie ihn sexuell nicht interessierte. Das gläubige Judentum hält eine Frau für unrein. Sie muss sich nach speziellen Geboten von dieser Unreinheit körperlich reinigen. Sonst bleibt der sexuelle Umgang mit ihr sündig.  Sogar Sigmund Freud spricht von der Sexualität als Sünde. Hat ein Jude gar sexuellen Umgang mit einer Frau während ihrer Tage, so werden beide aus dem Volk "ausgemerzt", ein Fachausdruck, den Hitler aus der Thora übernahm und der lt. Duden soviel bedeutet wie ausräumen, ausrotten, beseitigen, ermorden, hinmetzeln, massakrieren, morden, niedermetzeln, töten, vernichten, vertilgen, zerstören, zugrunde richten; (gehoben) auslöschen; (bildungssprachlich) eliminieren, liquidieren; (umgangssprachlich) erledigen, fertigmachen, kleinkriegen, niedermachen; (salopp) ausradieren, killen. Das kann einem Sexualität während der empfängnisfreien Tage (und auch sonst) schon deutlich verleiden. Es treibt viele weg von der unreinen Frau in die Parasexualität. 20 % der Einwohner Tel Avivs sind homosexuell.

 

Jedenfalls konnte der Dichter mit einer Frau noch weniger sein als ohne eine Vertreterin des anderen Geschlechtes. Immer beschäftige Kafka die Angst vor einer Impotenz. Hinter psychischer Impotenz steckt nach  Freud Angst.  Im Unterleib der Jüdin lauern also die Sünde und die göttliche Bestrafung der Sünde  ebenso wie bei der Christin. Magnus Hirschfeld, der Einstein des Sexes: „Die Vulva ist die Pforte zur Hölle.“ Der Kafka-Kommentator Hartmut Binder bescheinigt Kafka ein "äußerst zwiespältiges Verhältnis zur Sexualität". Kafka vermutete als Grund, er müsse sich ganz dem Dichten widmen. Der eigentliche Grund mag hingegen tief verdrängte religiöse Angst vor einer Versündigung im sexuellen Umgang mit Frauen gewesen sein. Hinter jeder Versündigungsangst steht Höllenangst.  

 

So ein Gott wie der jüdisch-christliche  müsste natürlich, wäre er denn existent, erst einmal auf die Schulbank und einige Stunden Ethik- und Juraunterricht absolvieren, damit er sich nicht als der Verbrecher aufführt, als den ihn  Thora und Bibel ihn schildern. Aber so denkt Georg nicht. Dachte der Aufklärer Kafka so? Statt seinen Vater zwecks Abklärung mit der Kutsche zum Psychiater zu fahren mit der Fragestellung, ob eine Demenz vorliegt oder ob der Vater ein Verbrecher ist, beugt sich Georg dessen wahnsinnigem  Urteil und dessen übergroßer und damit unkorrekter Strafe. Georg nimmt an, das Vater-Urteil sei ein Jahwe-Urteil. Nur darum nimmt er es an. Er nimmt es automatisiert wie unter Zwang stehend an. Seine Religion hat ihn in diese Zwangsjacke gesteckt. Die „großen Sünden“, die nicht wirklich groß sind, nimmt er als „große Schuld“ auf sich. Er glaubt, im Unbewussten orthodox gläubig, das Urteil selbst vollstrecken zu müssen. Es gibt ja sonst niemanden, der es vollstrecken könnte. Der Vater ist zu schwach und Jahwe taucht nicht auf. Wie auch? Hinter dem Vater-Sohn-Konflikt steht also als das eigentlich wirksame Agens das strafende Gottesbild und damit ein Gott-Jude-Konflikt. Das Gottesbild ist aber menschlich erdacht – wie jedes der 8 Millionen bisher  bekannten Gottesbilder. Die Götter haben sich in die Unsichtbarkeit zurückgezogen, seit es die modernen Medien gibt. Sie scheuen einen Auftritt in der Tagesschau. Ist Gott gar ganz anders zu verstehen? Ja. Aber sehen Sie dort, bei der "Religion nach Auschwitz". 

 

Dieser Gott ist also eine bloße Erfindung des Establishments. Alle Aufregung ist demnach umsonst. Man soll den Vater ehren, steht in der Thora. Dass der Vater in gleicher Weise den Sohn ehren muss, schrieben  die Väter  nicht in die so unheilige heilige Schrift. Der Vater wird im Judentum zu einem Quasi-Gott, der sich anmaßt oder dem suggeriert wurde, die Urteile eines Jahwe zu kennen und eigene Urteile im Namen Gottes aussprechen zu dürfen. Ich nenne es  das "System Religion", das "System Jahwe".  Der Schiedsspruch des Vaters entspricht somit einem Mord bzw. Totschlag  am Sohn.

 

Der fällt auf einen Taschenspielertrick, einen Vater- bzw. Rabbinertrick herein und springt in die Tiefe.  200 Deutungen der Erzählung gibt es bereits. Dies ist die Nr. 201. Kafka wäre ein schlechter Dichter, würde er uns hier eine Ausnahme präsentieren. Synagogale und ekklesiogene "Selbst"-Morde sind noch heute an der Tagesordnung. Sie werden allerdings von unseren Juristen mit einem Achselzucken hingenommen. Es sind Morde, die in unserem Rechtssystem ungesühnt bleiben. Auch schwere synagogale bzw. ekklesiogene Depressionen, die unsere psychiatrischen Kliniken  füllen und die diesen Morden regelhaft oft über Jahre vorangehen, bleiben ungesühnt, obwohl es sich dabei um  von außen in den Menschen okulierte Vergiftungen handelt, für die das "System Religion" verantwortlich zeichnet. Auch Rilke spricht vom Gift, vom giftigen Abendmahl.  Die Psyche wird mit schwersten Schuld- und Sündengefühlen vergiftet – bis hin zum unnatürlichen Tod, zum Selbstmord. Durch ihre ängstliche Verdrängung der giftigen Seiten des Juden-Christentums hat unsere Psychiatrie noch nicht erkannt, dass die endogene Depression in der Regel religiös-masochistisch ist und damit leicht heilbar.  Kafka: "Falls ich in nächster Zeit sterben oder gänzlich lebensunfähig werden sollte…, so darf ich sagen, dass ich mich selbst zerrissen habe. Binder: Die Pflicht zur Selbstquälerei habe zu den berechnendsten Merkmalen der Persönlichkeit Kafkas gehört. Sich die schwere Kette der Depression als ein Opfer an Jahwe umzuhängen, damit der Gott dieses Opfer als einen Ersatz für eine Höllenstrafe annimmt, ist das kleinere Übel. Lieber für den Rest des Lebens als Selbstquäler  in der Geschlossenen, als frei – und dann in der (vom System ausgedachten) Hölle. So denkt der Masochist, siehe dort. Immer nahe an einem Wahnsinn, immer nahe am Irrenhaus fühlte sich Kafka aufgrund seiner Ängste und Schuldgefühle. Der Masochismus ist im Vergleich zur Depression das kleinere Übel (siehe dazu unter diesem Link). Darum gibt es ihn. 

 

Kafka: "Es ist oft besser, in Ketten, als frei zu sein." In seiner Geschichte "Der Hungerkünstler" offenbart der Asket, warum er Asket ist: Er kann nicht anders. Ein Asket ist Asket aus religiöser Angst. Er will im Leid das Leid  Jesu übertreffen, um Gnade zu finden vor einem letzten "Gericht". Doch wo kein Kläger gegen eine fundamentalistische Religion ist, da ist auch kein Richter. Und warum gibt es keine Kläger? Nun, zu viele glauben (unbewusst) orthodox, und zu viele sind daher in religiöser Angst gelähmt. Gläubige setzen den Inhalt ihres Glaubens bzw. Kirche und Synagoge  mit Gott gleich. Ein fataler Irrtum. Es ist allerdings eine Lähmung, von der die Gelähmten nichts ahnen oder gar wissen. 

In welchen Ausmaß Transzendenz im Spiel ist, weiß Kafka wohl nicht. Er weiß nicht, dass seine Vaterangst in Wirklichkeit Gottangst ist, wie auch der vierfache Gottesmörder Sigmund Freud nichts von seiner Jahweangst ahnte. Kafkas Unbewusstes ahnt allerdings etwas. So kniet Georg vor dem Vater nieder – wie vor einem Gott. In dem Augenblick, als er von der Brücke in das Wasser springt, läuft über diese ein "geradezu unendlicher Verkehr“. Ist Georg in die Unendlichkeit des Gehinoms, der Hölle der Juden eingegangen? Oder glaubt er, sein masochistischer Suizid könne ihn vor der jüdischen Hölle bewahren, wie auch der Selbstmord der Iokaste, der Ehefrau und Mutter des Ödipus, sie vor der Hölle des Zeus, dem Hades bewahren sollte? Suchte Georg aus religiöser Angst den Wassertod, damit Jahwe ihm das ewige Sterben im Feuer des Gehinoms ersparte? Ich glaube ja. Georgs Vater war zu schwach, um Freuds Theorie der Kastration  des Sohnes Georg auch nur irgendwie in eine Praxis umsetzen zu können. Jede "ödipale Interpretation" der Geschichte scheitert also. Der Kafka-Spezialist und -vertraute Max Brod behauptet, der Dichter habe bei diesem letzten Satz der Geschichte an eine starke Ejakulation gedacht. Ich habe da so meine erheblichen Zweifel. Die Dauer einer Ejakulation ist doch kürzer als eine Ewigkeit, in der dazu noch ewig gefoltert wird und in der jeder Tag daher dem "Sünder" überlang erscheint. In der Traumdeutung nach Freud soll Verkehr oft Geschlechtsverkehr bedeuten. Doch das wissen wir alle: Nicht jeder Straßenverkehr ist Geschlechtsverkehr. So sagte Freud seinen Studentinnen: Meine Damen, manchmal ist eine Zigarre eben auch eine Zigarre – und nur eine Zigarre.

 

Überhaupt muss die Ödipusgeschichte anders gedacht werden, siehe dort. Weder Georgs noch Kafkas Vater haben ihre Söhne kastriert. Das können alte und pflegebedürftige Männer rein physisch nicht. Die Väter nutzen ein transzendentales Religions-System, das Jahwe-System,  ihre Urteile zu sprechen und Strafen ausführen zu lassen. Ihre starke, oft unbewusste Gläubigkeit verurteilt jüdische Söhne dann dazu, diese vermeintlichen Gottes-Urteile selbst auszuführen, sich also in eine Depression zu begeben oder selbst umzubringen. Ödipus strafte sich selbst, indem er sich die Augen ausbrannte. Das sollte sein Opfer an Zeus darstellen, ein Opfer im Austausch zu befürchteten ewigen Hadesqualen. Heute wissen wir: Ödipus war juristisch unschuldig – und einen Zeus hat es ebenso wenig  gegeben, wie es einen nach Rache verrückten und ungerechten  Jahwe je gegeben hat. Im Gegensatz zu so manchem jüdischen Vater liebt Jahwe  doch seine Kinder. Die "moderne" Psychiatrie muss umdenken.

 

In der Regel sind nicht die Eltern sind schuld, nicht die Eltern drohen mit ewigem Feuer.

Die mit Folter drohenden Kirchen tragen hier die Schuld.

Sie füllen unsere Psychiatrien. 

  

Transzendenz klingt ohne Frage auch in Kafkas Erzählung „Beschreibung des Kampfes“ an, die „Das Urteil“ oft bis in Detail vorwegnimmt. Dort stürzt sich „mein Freud der Beter“ in einen Fluss. Meinte Kafka, zu wenig gebetet zu haben? Klingen hier eigene Schuldgefühle an? Immerhin war Kafka im Oberflächenbewusstsein sehr zum Unwillen seines Vaters ein religiöser Aufklärer. Die Erzählung "Das Urteil" ist eine Anklage. Es ist die Anklage eines schuldig gesprochenen Unschuldigen oder wenig Schuldigen. Hugo Bergmann, ein Klassenkamerad, über Kafka: "Franz lebte damals in einer atheistischen oder pantheistischen Atmosphäre. Es war im Frühjahr. Kafka versuchte mit allen Mitteln, mir meinen Glauben zu nehmen… Ich hatte richtige Angst, meinen Glauben zu verlieren." Atheismus produziert in der Regel erst einmal Sündengefühle. Doch aller synagogaler, aller ekklesiogener Masochismus, der an sich ja einer Höllenvermeidung dient, ist überflüssig. Alles dies ist umsonst. Hat auch nur ein Gott Lust, ein ewiges Feuer KZ zu etablieren, wie es Bischof Schneider unseren Kindern als "ewiges Feuer"  in seinem Buch „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“ auf Seite 54 ankündigt? Hat noch irgendein Gott Lust, sich nach allen Gräuel und speziell nach Auschwitz ethisch auf eine Stufe mit Hitler zu begeben? Hat Jahwe wirklich, wie ihm von Rabbinerseite nachgesagt wird, den ersten Holocaust an dem Volk der Juden, die Sintflut, vor 6.300 Jahren begangen? Die Antwort ist: Nein. Ungeheuren Schrecken soll dieses faschistische Gottesbild erzeugen, das nahezu so alt ist, wie die Menschheit und beileibe keine jüdische Erfindung. Den in seiner Schrecklichkeit einmaligen Monotheismus gaben die Ägypter den Juden als Strafe mit auf den Weg durch das Schilfmeer. Die richtigen Götter, und daran erkennt man sie, haben noch alle Tassen im Schrank.

 

Nihilist wurde Kafka, als er die unendliche Gemeinheit mancher seiner Mitmenschen erkannte. Sinnlos und des Abschaffens würdig wird das Menschsein, wenn es Menschen gibt, die mit einer Egge, einer Sichel und einem Zeichner Mitmenschen über Stunden und Tage ohne jedes Mitleidsgefühl zu Tode foltern, so in Kafkas Erzählung "Die Strafkolonie". Gibt es überhaupt Leser, die die Geschichte vollends lesen konnten? Die Geschichte ist ein Protest gegen Folter jeder Art, ein Protest des Nietzsche-Kenners Kafka gegen die von Nietzsche propagierte Mitleidlosigkeit und eine Vorwegsicht der Dinge, die sich daraus bald entwickeln sollten. Einen Sinn sieht Kafka nur im Schreiben. Da kann er „die Axt sein, das gefrorene Meer in uns aufzutauen“.  Das wird ihn am Leben erhalten haben, denn es gilt in der Literatur die eiserne Regel, dass, wer eine solche Geschichte schreibt, dass jemand, der eine solche Realitätssicht hat, durch eigene Hand stirbt.  

Seit gut einem halben Jahrhundert ist es übrigens allen Geistlichen  streng verboten, den Holocaust Jahwes an den Juden als durchaus gerechte Leistung Kindern zu präsentieren, ja ihn als höhere Form einer Gerechtigkeit feiern zu lassen. Diese Dinge regeln inzwischen Art 1 GG und explizit § 131 StGB, der ein Verherrlichen und Verharmlosen einer Gewalttat in der BRD strengstens untersagt und die sog. Religionsfreiheit zum Zweck des Kinderschutzes Gott sei Dank limitiert. Was eine fundamentalistische Religion anrichtet, das sehen wir an Kafkas Werk.

 

Eine solche Religion versklavt Kinder und macht Menschen zu seelischen Krüppeln, zu Untertanen und zu Gefolgsleuten von Gewaltherrschern.

Eine solche Religion führt zu Mord und Selbstmord. 

 

Was sagt u.a. Wikipedia zu der Novelle Strafkolonie? Bei deren erstem Vortrag fielen angeblich mehrere Damen in Ohnmacht.

"Nach metaphysischer Lesart hat die Erzählung einerseits mit atavistischen Blutreligionen zu tun, denn sie stellt den öffentlichen rituellen Vollzug eines im Grunde willkürlich bestimmten Menschenopfers dar, das der Satisfaktion einer unmenschlichen Götterwelt zu dienen scheint.[17]

Andererseits spiegelt die Strafkolonie auch zivilisatorische Religionsvorstellungen, denn das Opfer soll ja durch den Schmerz zu einer erlösenden und verklärenden Einsicht in die Wahrheit seiner Schuld und den Sinn seines Leidens gelangen. Seine Schuld wäre demnach, wie die Erbsünde, eine mit dem Dasein selbst gesetzte Schuld und ist daher „immer zweifellos“. Jedes individuelle Vergehen wäre die konkrete Manifestation einer allgemeinen existentiellen Schuldhaftigkeit.[18]"   Zitat Ende.

 

Nun, das klingt alles nicht wirklich gesund. Es klingt nach einer kranken Religion mit einem kranken "Gott", der wahl- und rechtlos von Ewigkeit zu Ewigkeit (siehe Johannesoffenbarung) hitleroid  foltert. Jede wirkliche Kritik an diesem Gott setzt, so das Dogma, diese Foltermaschinerie in Gang. Das ist wirklich intelligent gemacht. Die Angst vor diesem Foltergott macht einen ganzen Berufszweig in Religionssachen autistisch stumm: Die Psychiatrie, siehe dort. 

 

Das kindliche Unbewusste glaubt die Bibelinhalte wörtlich. Es glaubt auch an das Gebratenwerden. Kafka an Felice: Er strebe danach, allen so wohlgefällig zu werden, dass er schließlich, als "der einzige Sünder, der nicht gebraten wird", die ihm innewohnenden Gemeinheiten vor aller Augen offen ausführen dürfe (Binder, F755f.). Dass nach einem Richterspruch Jesu gebraten wird, schreibt unseren Kindern offen der Chef meiner Kirche, Präses Nikolaus Schneider. Ich schickte eine Anzeige wegen Kindesmisshandlung, da Schneider keine Unterschrift Jesu unter diesem Spruch aufweisen kann. Er wird das Dokument verlegt haben. 

Das Judentum in Deutschland  sollte rasch ein neues Gottesbild entwickeln in Zusammenarbeit mit den Gremien unserer Kirche, die das gleiche Problem haben. Die moderne Psychiatrie propagiert zwar, Kindern einen hitleroiden Gott zu präsentieren, mache diese nicht krank, ja Religion vermittle Kindern im Gegenteil ein Sicherheits- und Geborgenheitsgefühl. Aber haben nicht vor einem Hitler alle Angst? Hatte Anne Frank, hatten ihre Eltern keine Angst vor Hitler? Andererseits behauptet man in der Psychiatrie, man könne nicht transzendental denken, also über Religion nachdenken, weil Psychiatern dieses Denken "fehle". Nun, man denkt aus eigener Angst heraus nicht über diese Dinge nach. Und man spricht auch nicht mit Patienten effektiv über Religion – aus eigener verdrängter Angst.

 

Aber man hat auf der anderen Seite keine Probleme, als Nichtdenker und damit Unwissender Ärzte für verrückt zu erklären, die keine Schwierigkeiten haben, über Himmelfreuden  und Höllenängste mit ihren Patienten zu sprechen. Da maßt man es sich an, das Denken können. Juristen sind gut beraten, selbst über den Stand der Dinge bei möglichen Straftätern nachzudenken. Psychiatrische Urteile sind subjektiv, notorisch unzuverlässig, unwissenschaftlich und Willkür, so Prof. Michael Hakeem in "Kriminalsoziologie", Akademische Verlagsgesellschaft. Auch die Norwegischen Richter im Fall Breivic (siehe dort) wussten: Auf psychiatrische Einschätzungen und Urteile darf man sich nicht verlassen. Noch gravierender ist es, dass die Psychiatrie in Unkenntnis von Diagnosen auch mit der Therapie falsch liegt. Wer schon bei den Diagnosen würfelt, der würfelt erst recht bei der Behandlung. Siehe dazu http://www.frank-sacco.de/die-kostenfreien-bücher-hier-online/die-neurose-der-psychiatrie/16-was-können-psychiater-eigentlich/.

 

 

Und so beschreibt uns Kafka, der als kreativer Künstler irgendwo ein wehrloses Kind zu bleiben hatte und sich als ein solches bis in die Studienzeit hinein bezeichnete, das kollektive Unbewusste des Judentums. Es ist wie jedes kollektive Unbewusste vom Gottesbild geprägt, das ein Volk seinen Kindern vorsetzt. "Jude sein bedeutet, an einen Berg von Schuldgefühlen gefesselt zu sein", schrieb mir vor 30 Jahren ein Freund. Es ist nicht Feigheit vor dem eigenen greisen Vater, die Minderwertigkeits- und Schuldgefühle beim  Juden erzeugt, es ist die durch keinen Mut zerstörbare Angst vor einem eingeredeten Gott: Jahwe. Im Grunde sind jüdische Schuldgefühle also  Sündengefühle, die aber, da sie massive Gottangst erzeugen, versteckte Angst sind. Es ist Angst vor etwas unberechenbar Bedrohlichem und einer schier unausweichlichen Sühne. Ein großer Schrecken kommt über Georg und den Leser und dieser Schrecken ist im Transzendentalen begründet. Hier sind wir ganz bei Kafka. Das Unberechenbare in seinem Werk  ist nicht die moderne Arbeits- und Bürowelt, es ist ein Wesen namens Jahwe, und Kafka konnte ebenso wenig den Gottesbezug ziehen wie Freud.  Hinter der Vaterangst im Judentum steht Angst vor Jahwe. Die "Liebe" der Juden zu ihrem Gott ist analytisch betrachtet Angst. Es wirken hier die unberechenbaren Strafen eines ebenso kleinlichen wie nach Rache verrückten "Gottes". Die Protagonisten Kafkas wurden in ihrer Schuldlos-Schuldigkeit mit dem guten Menschen Hiob verglichen, den Jahwe laut Thora bekanntlich nach Lust und Laune folterte. Erst in zweiter Linie ist es Angst auch vor dem unmenschlichen Mitmenschen, den dieser Gott als sein Ebenbild kreiert haben soll – mit Erfolg, möchte man ausrufen. In Sachen Ungerechtigkeit und Gewalt ist dieser Gott der bisher unerreichte Vorturner für alle menschlichen Despoten. Er stellt sie alle in den Schatten.

Einen schönen Fall jüdischer Sündengefühle beschreibt C. G. Jung: 

Ein jüdisches Mädchen litt noch nicht unter einer Schizophrenie aber bereits unter einer schweren Angsterkrankung. Die Exploration ergab, dass der Vater sich vom Judentum abgewandt hatte. Er mag die Tochter zum Atheismus gedrängt haben und damit in synagogale Schuldgefühle. Jung erklärte ihr: „Ihr Vater ist dem jüdischen Glauben abtrünnig geworden. Er hat das Geheimnis verraten und hat Gott vergessen. Und Sie haben ihre Neurose, weil Sie an der Furcht Gottes leiden!“ Das schlug „in sie ein wie ein Blitz“. Und: „Von Neurose keine Spur mehr“. So minutenschnell geht also gute Psychotherapie bei Beinahe-Schizophrenien, wenn sie gut gemacht ist, wenn Erkenntnis plötzlich in einem Flush durchbricht. Jung war im Prinzip hier ein EA-Therapeut. So schnell spart man folgendes ein: Medikamente, Arbeitsunfähigkeitszeiten, Klinikaufenthalte, Renten, Patienten- und Psychiaterleid. Sparen kann man aber in der Psychiatrie nur, wenn man das Thema Religion nicht wie unsere heutigen Therapeuten aus zwangsneurotischer Ängstlichkeit heraus ausklammern muss. Gottesfurcht aus den Hirnen ihrer Patienten zu nehmen, das muss die Psychiatrie jetzt lernen.

 

Christoph Seele schreibt in "Staat und Kirche", Ev. Verlagsanstalt, der (christliche) Glaube werde zu einem unverwechselbaren Wesensmerkmal der Gesellschaft. Er bestimme das Wesen der Deutschen. Aber wir wissen: Am Deutschen Wesen konnte und kann die Welt nicht genesen. Unsere Nachbarn attestieren uns eine Angsterkrankung, die Deutsche Angst. Es wirkt sich diese Angst auf dem religiösen Sektor hierzulande besonders prägnant aus, ja sie entsteht möglicherweise mit aus den religiösen Dogmen. Unsere Religion züchtet Angst und Depression, unterwürfige Untertanen, unverwechselbaren Fleiß, allzu friedliche Schafe und, wenn der liebe Gott ruft,  allzu mutige Krieger: Das Deutsche Wesen. Psychische "Rassemerkmale" werden durch die Religion des Stammes erzeugt, wusste Sigmund Freud. Heute sprechen wir ungern noch von Rasse. Doch wenn unsere Kleinen im Kindergarten, im Religionsunterricht und vorm deutschen Fernseher beten müssen: "Herr Jesus, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle", und Gott bitten müssen, die Foltern im Fegefeuer für Oma doch bitte abzukürzen, dann kann kein normales oder gar fröhliches Volk entstehen mit einem wirklich fröhlichen Wesen. Auch dass die Kleinen im Lied 184 über Jesus singen müssen: "Wir schlugen ihn, wir folterten ihn, wir durchbohrten ihn", macht sie eher wolkig als heiter. Den Sender K-TV habe ich übrigens wegen Kindesmisshandlung angezeigt, ist es ja auch mit dem Grundgesetz (Würde) unvereinbar, unsere Kinder unter Höllenandrohung zu zwingen, einen verrückt gewordenen "Jesus" anzuhimmeln mit der Bitte, er möge sie, den sie gefoltert haben,  nicht ewig mit Feuer foltern. Doch die Staatsanwaltschaft Kempten mag hier keinen Verstoß gegen das Grundgesetz und unsere Verfassung sehen wollen. Man windet sich. Man sei vielleicht gar nicht "zuständig", will sich aber auch nicht bemühen, herauszufinden, wer denn  für deutsche Fernseher zuständig ist. Der deutsche Staat darf selbst nicht mehr mit Folter drohen, bedient sich dazu aber in aller Unschuld und gerne der Staats-Kirchen.  

 

Wenn der Thoraglaube mit seinen 600 einzuhaltenden Geboten ein Judentum-Wesen prägt, so ist dies oft depressiv-masochistisch und oft genug von glaubensstrenger und daher schützender Orthodoxie geprägt. Die Orthodoxen Israels beten nahezu ständig, leben streng nach dem Gesetz und müssen, da man mit gefalteten Händen nicht, bzw. nur als Geistlicher arbeiten kann, ihre Frauen zur Arbeit schicken. Als alte Männer richten sie dann Jahwe-nachahmend nach eigenem Gusto über ihre Söhne, was oft genug, wie uns Kafka lehrt,  tödlich in deren  Suizid endet. Wenn heutige Juden modern werden (wollen), so kleben sie mit den "Hinterbeinchen" doch noch am althergebrachten Judentum, meint Kafka. Und mit den "Vorderbeinchen" würden sie "keinen neuen Boden" finden. 

 

Es entsteht im selbigen Jahr 1912 „Die Verwandlung“. Der Protagonist, auch hier des Namens Georg, verwandelt sich in ein anderes Wesen. Derartige Wandlungen kennen wir als Wahn von der Schizophrenie her. Kafka hatte Erfahrung mit Psychotikern. Er unterhielt sich mit ihnen. Er kannte Freuds Schriften. Es mag ein Suizid der Seele sein, der „menschlichen“ Seele des empfindsamen Menschen Georg, der es in dieser groben, so sehr unmenschlichen Welt der Mitmenschen nicht aushält und sich daher in einem Heilungsversuch in ein Tier, einen Käfer verwandelt. Analog zum Psychotiker vernachlässigt er seine Körperpflege und stirbt letztlich. Er stirbt nicht durch Suizid, aber doch an seiner Psychose bzw. an der Unmenschlichkeit seiner Umgebung. Sein Vater bewirft ihn mit einem Apfel (Assoziation Evas Sündenfall) und schlägt ihm eine ebenso tödliche Wunde, wie auch der skurrile und juristisch schlicht ungerecht und daher falsche Gedanke einer "Erbsünde" etliche Gläubige schlichtweg umbrachte bzw. umbringt.

Es gelingt einem Menschen  halt nicht vollständig, Käfer zu werden. 

 

Verborgen hinter dem Wahn des Psychotikers sind immer noch pathogene Realitätsreste wirksam. Hinter dem vor der Depression schützenden Wahn steht immer noch der Mensch mit seiner ihn wahnsinnig machenden Angst vor ewiger Folter. Der komplette Heilungsversuch misslingt also in der Regel. Kafka kannte Freuds Erkenntnis: "Was wir für die Krankheitsproduktion halten, die Wahnbildung, ist in Wirklichkeit der Heilungsversuch, die Rekonstruktion."

 

Der Möglichkeiten, sich einer nicht auszuhaltenden Realität zu entziehen, gibt es, und das sehen wir hier, viele. Neben dem Abgleiten in körperliche Suizide (Fall Georg) oder psychische Selbstmorde (Schizophrenie, Autismus, Asperger-Syndrom), sind auch die Süchte, die Zwänge und die Neurosen Möglichkeiten der Realitätsbewältigung. Doch nur der Suizid bewirkt in seiner Endgültigkeit eine definitive „Heilung“. Anstelle dessen reicht aber  oft  auch schon eine gut gemachte EAT. Denn ein Suizid belastet oft die Verwandtschaft in erheblichem Ausmaß. Therapie ist bei Dichtern oft das Schreiben: Kafka im Jahr 1914: "Wenn ich mich nicht in einer Arbeit rette, bin ich verloren." Und 1922 zu Klopstock: "Ich habe, um mich vor dem, was man Nerven nennt, zu retten, seit einiger Zeit zu schreiben angefangen."

 

Wir fragen uns jetzt, warum überhaupt dieser jüdisch-christliche Glaube, wenn er doch so skurril und so offenkundig so schädlich ist, dass er unsere Psychiatrien und Gräber füllt? Will man gar Schuldiger sein? Braucht man das, Sünder zu sein? Hat sich der Mechanismus im Sinne eines Perpetuum mobile gar verselbständigt, indem man als Kleinkind  die Sünde des Foltermordes an Jesus und überhaupt des Schlechtseins eingeredet bekam, und jetzt die "bestrafende" Religion zum masochistischen Ausgleich der Seelenruhe benötigt? Wenn der Glaube dergestalt quält, dass man ihn letztendlich  zum Selbstquälen benötigt und ihn somit stabilisiert, dann hat man als Religionsreformer natürlich schlechte Karten. Doch auch die Menschheit hat solange schlechte Karten, wie vermeintliche Gottesurteile von Menschen ausgeführt werden, ob nun zum Quälen oder  zum Selbstquälen. Ich habe vor langer Zeit ein Gedicht über die Kette geschrieben, die Qual an ihr und die Liebe zur ihr. Hier kommt es. Seine letzten Worte sind von Kafka. Es tut manchmal in paradoxer Weise weh, einen Masochismus aufzugeben. Als jüdischer Mitbürger unter einem Jahwe zu leiden ist einfacher, als ihn offen zu kritisieren oder den Glauben an ihn ganz abzuschaffen, ihn also zu "töten" – und damit wie Nietzsche zum Mörder aller Mörder zu werden. Bei Kafka ruft der von einem Gespenst gequälte Protagonist in "Unglücklichsein" aus: "Aber trotzdem", rief ich, "wenn Sie mir dort oben mein Gespenst wegnehmen, dann ist es zwischen uns aus, für immer." Es gab aber Juden, die nach 1945 Jahwe wegen offensichtlich unterlassener Hilfeleistung kritisierten. Die fühlten sich oft sündig und versanken im Alkohol. So kritisierte man Jahwe in der Regel nicht, sondern entschuldigte ihn, z. B. mit den Worten: "Gott war im Urlaub". Doch schauen wir nach dem Gedicht.

 

Ein Stück TNT

 

In typischer Weise war sie am Handgelenk festgemacht. Die Kette und der Ring waren aus Stahl und seit Jahren war der Ring zu eng. Die Haut durchgescheuert. Wo sie den vielen Stahl her hatten, wir wissen es inzwischen. Sie war noch in recht frischem Zustand, Wasser und Brot hatte sie genug gehabt. Aber die Augen waren schon flatterig. Zwischen ihm und den weißen Bergen gingen sie unentwegt hin und her. Sie wusste, dass er kam. Sie erkannte ihn an den Narben. Sie wusste, was passieren würde. Sie sprach nicht, wieder nicht. Eine von den Vielen, die nicht sprechen und ihre Sprache hatte er sowieso nie recht verstanden. Sie sprach nicht. Entweder aus Angst nicht, oder weil man auch ihr die Zunge rausgeschnitten hatte. Auch über ihre jetzige Angst sprach sie nicht. Sie schaute auf die Berge und auf ihn. Das TNT war etwas feucht geworden, aber genug trocken war es. Am großen Ring klebte er es an, eine große Portion. Er wusste, es war die sichere Portion. Der Ring würde wegfliegen und irgendwas von ihrer Hand würde wegfliegen, und auch sie wusste es. Und auch ein Stück Liebe zur Kette würde wegfliegen, das wussten beide, er hoffte, die ganze Liebe, alle Liebe zur Kette. Er konnte zwar begreifen, aber er wollte es nicht begreifen. Irrsinn, eine Kette zu lieben, dachte er noch, hatte es immer gedacht. Irrsinn, die zu lieben, die einem die Zunge rausschnitten oder einen verrückt machten oder beides. So war er ganz ruhig. Und sie sprach auch nicht, nicht über ihre Angst, was passieren würde, mit der Hand, und mit der Liebe. Was das Vakuum füllen sollte. Sie war dann aber auch ruhig, beruhigt. Beruhigt, wie routiniert er es machte, ohne Zweifel jetzt, in diesem Moment. Ganz mechanisch, wie einer, der nicht mehr überlegt, die Überlegungen abgeschlossen hat. Der sich ganz auf das Wesentliche konzentriert, der weiß, was er tut. Er kommt über den großen weißen Berg, dachte sie noch, und er schwankte dort oben. Es war aber nicht der Tod, es war die Qual ewigen Sterbens.

Doch dann geht eine Reform, leider möchte ich sagen,  vielleicht nur über die Ehre, über den Ehrverlust, den man erfährt, wenn einem einleuchtend gemacht wird, dass man im Bibelgott eine Hitlerfigur anbetet, den Lehrmeister Hitlers sozusagen. Dieser Lehrmeister legte mit der Sintflut den ersten Holocaust an Juden hin. Er arbeitete dabei nicht mit schnellem Gas, sondern mit langsamem Regenwasser. Er ließ nicht, wie Hitler, tausende jüdische Kinder ausreisen. Er verschonte nicht eines. Das skurrile Umdeuten der Gewalttat Sintflut in einen Akt höchster göttlicher Gerechtigkeit ist ethisch nicht hinzubekommen und daher nach §131 StGB in deutschen Kirchen und Synagogen untersagt. Es kommt einer Holocaustleugnung gleich.  Robert Havemann, selbst ehemaliger KZ-Insasse und mehrfach zum Tode verurteilt, sagt: "Wenn man weiß, dass jemand zum Mord fähig ist und das durch eine Tat bereits bewiesen hat, dann muss man die Gesellschaft vor ihm schützen. Er muss abgesondert werden." Selbiges gilt natürlich, wenn jemand zu einem Massenmord, ja wie der "Gott" Jahwe zu einem Holocaust fähig ist. Sondern wir ihn als eine Märchengestalt vom östlichen Mittelmeer also getrost ab. So ein Gott bekommt Kindern nicht gut und macht sterbenskrank. Dieses Absondern eines Gewaltgottes ist der Kern in der Behandlung von Erkrankten in einer EAT, einer leicht zu erlernenden Technik. Georg wäre nach wenigen Therapiestunden der Sprung in den Tod erspart geblieben. Mit diesem Sprung hat er seinen Vater zum Mörder und sich zum Selbstmörder gemacht. Muss so etwas sein? 

 

Wie sehr eine Religion verschiedene Volksgruppen prägt, steht im Zeit-Magazin Nr. 28/2014: „Die Welt auf der Couch“. Psychotherapeuten beschreiben hier die zu beachtenden Eigenarten. Dubai: Religion sei der entscheidende Maßstab. Man tue, um Sünden zu vermeiden, keine schlechten Dinge. Über Sexualität darf ein Therapeut nicht sprechen. In Japan sagt man statt Danke „Entschuldigung“. Die Scham regiert hier. Wenn jemand etwas für einen tut, bedeutet das, ihn zu belästigen. Afrika kämpft trotz aller Mission noch mit seinen Geistern. Das Wa-Wa-Sagen muss geübt werden (das „Nein“-sagen).

 

Natürlich muss auch das Christentum in selbiger Form Abschied nehmen von seinem Gott, der im Grunde nahezu identisch ist mit dem Rachegott Jahwe. Der kleine Unterschied: Der Christengott wurde Vater. Und er verteufelt als sein alter ego die als Konkurrenz so verhassten Juden mit den Worten: "Ihr habt den Teufel zum Vater". Diesen Satz nahm sich Luther allzu sehr zu Gemüte. Luther wurde zum Vater der Reichskristallnacht, siehe dortHYPERLINK "http://www.frank-sacco.de/die-kostenfreien-b%C3%BCcher-hier-online/das-sacco-syndrom/martin-luther-und-meine-religion/".  Warum wir Luther im Jahr 2017 feiern sollen, ist völlig unklar. Wir feiern ja auch Hitler nicht mehr. Wegen der angesprochenen unzweifelhaft rassendiskriminierenden Aussage in der Bibel habe ich die Bibel-druckenden Verlage angezeigt.

 

 Der Staatsanwalt sinngemäß: Auch nach Auschwitz dürfe das heute noch von einem "Gott" behauptet, als gerecht bezeichnet, und von Verlagen gedruckt werden. Ich hoffe für ihn, dass er Recht hat.  

Der Aufruf an das Judentum, sich ein anderes Gottesbild zu suchen, erfolgt hier aus verschiedenen Gründen gesondert.