Die Hölle und ihre schrecklichen Teufel

Exorzismus in Deutschland

 

Wer wirklich Lust auf Infos über die Hölle, auf „Gottes“ ultimatives KZ hat, ist mit dem Büchlein von Bernhard Lang „Himmel und Hölle“ im C. H. Beck-Verlag bestens ausgestattet. Der Jenseitsglaube von der Antike bis heute ist darin aufgelistet. Auf gerade einmal 120 Seiten und für € 7,90. Die sollte jeder übrig haben. Auffällig ist, dass alle Höllenbeschreiber bis ins Detail wissen oder wussten, wie es dort zugeht. Ob man wie auf Seite 54 an der Zunge oder an den Zehennägeln aufgehängt wird, ob lebendig gekocht, gebacken oder lebendig verwest wird – und vor allem, ob einmal, mehrfach oder für immer - bzw. immer wieder. Da alle es so genau wissen, müssen alle auch lügen – bis auf einen. Bis auf den, der es wirklich weiß. Ob das nun Matthäus, Vegil, Lukas, Schwester Faustine oder Markus oder Platon ist, wir wissen es nicht.

Es kommen jedoch auch Leute zu Wort, die gar alle, auch unseren Bibel - Jesus, zu Lügnern erklären. So Baron von Holbach, der 1768 zur Zeit der Aufklärung schreibt: „Die Ideen, die man uns von der Hölle gibt, machen Gott zu einem Wesen, das unendlich viel unvernünftiger, bösartiger und grausamer ist als die barbarischsten Menschen.“ Ich rufe an solchen Stellen eines Vergleiches immer herzhaft aus: „Ja, Gott ist doch nicht schlimmer als Hitler.“ Diese Assoziation hat schon manchen Patienten von einer verdrängten Höllenvorstellung kuriert, denn in ihrem Herzen glauben sie tatsächlich, er „strafe“ schlimmer als Hitler: Mit ewigem Feuer, wo jener Gas nahm.

 

B. Lang erwähnt auch C. G. Jung und R. Kaufmann, die sich an folgendem Punkt einig sind. Kaufmann beschreibt unsere heutige wohlgesittete und geordnete Welt so: „Je zivilisierter die Oberwelt, desto höllischer, grausamer, brutaler und unmenschlicher die Unterwelt.“ Je konsequenter man Kinder zum Guten erziehe, umso geballter tauchten in ihrem Unbewussten die barbarischen Bilder der Hölle auf, so Kaufmann.

Für den wahren Christus sei ein Verzicht auf die Hölle selbstverständlich, meint gegen Schluss des Büchleins endlich Ferdinand Ebner, gestorben 1931. Recht hat er. Aber wie weit sind wir von Ebner und Christus heute im „Christentum“ wieder entfernt! Im Katechismus von 1993 hat die Vatikansriege Hölle und Teufel wieder salonfähig gemacht. Aber lesen Sie selbst:

 

Unter Papst Johannes Paul II. und seinem Cheftheologen Joseph Ratzinger erlebt der Teufelskult ein Comeback. Ausführlich berichtet darüber die Zeitung „Die Welt“ am 24.1.2011. Während der Exorzismus in den 60er- und 70er-Jahren nach dem 2. Vatikanischen Konzil „ins Hintertreffen“ geriet, ordnete der Papst den Diözesen an, Priester in Exorzismus auszubilden. Ab 2005 gab es in der Universität des Vatikan wieder regelmäßige Ausbildungen zum Exorzisten. Auch der mexikanische Priester Pedro Mendoza Pantoja wurde in Rom derart weitergebildet. Er berichtet in der Zeitung „Die Welt“ , er habe acht Kongresse für Priester und Laien in Mexiko organisiert und unzählige Priester unterrichtet. „Viel geholfen haben uns die Richtlinien über Heils- und Befreiungsgebete (Befreiung vom Teufel, der Verf.) des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger aus dem Jahr 2000“, so Pantoja. 20 Bittsteller rufen ihn täglich an. Als Priester müsse man „sehr feinfühlig sein und interdisziplinär ausgebildet sein“ und dürfe „nicht in irgendwelche Extreme verfallen, etwa, den Teufel zu leugnen...“. Und weiter: „Es gibt bestimmte Befreiungsgebete, mit denen man den Teufel vertreibt...“ Pantoja habe die Anwesenheit des Teufels beim Exorzieren gespürt. Hier hat er demnach eine weitere, noch weithin und speziell anatomisch unerforschte Sinnesqualität entwickelt: Den Teufelsspürsinn.

 

Wenn nun der deutsche Priester zu Eltz beklagt, die Angst vor dem Teufel bzw. Besessenheit vom Teufel komme durch „alle Ritzen“, so hat der Vatikan entsprechend dem Zauberlehrling massiven Teufelglauben reaktiviert und kommt nun nicht mehr gegen die Folgen an. Zu Eltz ist zudem als „guter“ Priester sozusagen verpflichtet, auch an den Teufel zu glauben oder den Teufel so zu predigen, wie es sein Papst tut. Er möchte ja in Amt und Würden bleiben. Ein gut gemachter Exorzismus, so Pantoja, sei oft schon nach drei Sitzungen abgeschlossen. Das deckt sich in etwa mit dem Zeitaufwand für eine gut gemachte Ekklesio-adversative Therapie, die Austreibung eines Glaubens an die Hölle, siehe dort.

 

Ich habe, freidenkend wie ich bin, im Internet nachgesehen unter „Kardinal Ratzinger, Befreiungsgebete“. Was kommt da nicht alles! Rom (www.kath.net) 18. Februar 2005: Die päpstliche Universität „Regina Apostolorum“ startete am 17. Februar ein Seminar zu den Themen Exorzismus und Satanismus. Die Ausbildung richtet sich an Priester und Theologiestudenten und umfasst rund 20 Stunden. Im ersten Seminar wurden die Bereiche „Exorzismus und Befreiungsgebet“ behandelt. Ziel des Kurses sei eine Schulung in der Unterscheidung von echten Fällen dämonischer Besessenheit und von psychischen Störungen erklärte der Rektor der Universität, P. Paolo Scafaroni. Rom (www.kath.net / zenit) 16. September 2005. Wie lässt sich eine derartige Differenzierung aber überhaupt bewerkstelligen? Wie sind da die objektiven Kriterien? Helfen römische Psychiater den Priestern bei der Differenzialdiagnose? Weiter im Text: Es bietet die in Rom angesiedelte Päpstliche Universität „Regina Apostolorum“ in Zusammenarbeit mit dem sozio-religiösen Forschungs- und Informationszentrum GRIS einen Lehrgang über „Exorzismus und Befreiungsgebet“ an, der ab 13. Oktober zum insgesamt zweiten Mal stattfindet. Um die Ziele und Hintergründe dieses Kurses besser zu verstehen, sprach ZENIT mit dem italienischen Journalisten Carlo Climati, der diese Thematik eingehend untersucht hat und selbst zu den Vortragenden gehört.

ZENIT: Warum organisiert man einen zweiten Kurs über Exorzismus und Satanismus?

Climati: Weil es einen großen Bedarf gegeben hat, wie es die zahlreichen Bitten und Anfragen aus allen Teilen der Welt zeigen, die bei uns eingegangen sind. Der zweite Kurs wird vom 13. Oktober 2005 bis zum 9. Februar 2006 stattfinden, mit einer Pause von Mitte November bis Mitte Januar. Der Lehrgang steht Priestern und allen Studenten offen, die ein fertiges Theologisstudium vorweisen können und sich außerdem auf das Priestertum vorbereiten. Man kann am Kurs auch mittels Videokonferenz teilnehmen. Zuschaltungen gibt es in Bologna, Perugia, Assisi, Maddaloni sowie in verschiedenen anderen Städten auf der ganzen Welt.

ZENIT: Was ist an dieser zweiten Ausgabe des Satanismus-Kurses neu?

Climati: Neben den Professoren, die bereits beim ersten Kurs dabei waren und die nun alle wieder verpflichtet werden konnten, werden Erzbischof Angelo Comastri, Generalvikar des Papstes für den Vatikanstaat, sowie Bischof Andrea Gemma FDP von Isernia-Venafro an der Eröffnungssitzung teilnehmen. Zudem haben mehrere Exorzisten ihr Kommen für die Abschlusssitzung zugesagt

ZENIT: Wie beurteilen Sie im Nachhinein den ersten derartigen Kurs, der in Rom veranstaltet worden ist?

Climati: Er war meines Erachtens sehr gelungen. Insgesamt gab es 127 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, der Slowakei, Italien, Afrika, Mexiko, Brasilien und den USA. Sehr geschätzt wurde vor allem der interdisziplinäre Charakter, der den Kurs geprägt hat. Er machte eine Gesamtschau möglich, in der natürlich auch der wissenschaftliche Standpunkt nicht zu kurz kam. Zweifellos wollte der Kurs unter anderem auch von einem oberflächlichen und sensationalistischen Zugang zu diesem äußerst schwierigen und heiklen Thema wegführen.

ZENIT: Trug das große Echo in der Medienberichterstattung zum Erfolg bei?

Climati: Ganz sicher. Überall sprach man in Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen über unsere Initiative, und man hat das auf eine sehr korrekte, ausgewogene Weise getan, wie sie dem Geist des Kurses entsprach. Wir sind allen Journalisten aufrichtig dankbar dafür, dass sie den Kurs bekannt gemacht haben, und für die Ernsthaftigkeit, die sie in ihrer Berichterstattung an den Tag gelegt haben.

ZENIT: Welche Ziele verfolgt der neue Satanismus-Kurs, der im Oktober beginnen wird?

Climati: Neben dem Thema Exorzismus wird man sich eingehend mit dem Problem des Satanismus und dem der Sekten auseinandersetzen. Dieser neue Kurs soll den Priestern ganz konkrete und nützliche Hilfsmittel geben, damit sie bei ihrer seelsorglichen Tätigkeit informieren und den Familien wirklich helfen können.

Interview Ende.

Von Christus selbst, so die Kirche, sei die Autorität verliehen, den Satan auszutreiben. Jesus habe diese Macht zuvor den zwölf, dann 72 Jüngern verliehen; schließlich habe er diese auf alle Gläubigen ausgedehnt. Zitat „Jesus“: „...werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben“ (vgl. Mk 16,17). Heute aber kann der Exorzismus in der „Öffentlichkeit“ nur von einem durch seinen Bischof autorisierten Priester und nach Genehmigung des Ortsbischofs, ausgeführt werden. Es darf heute aber jeder Gläubige im privaten Bereich fleißig exorzieren, also Befreiungsgebete sprechen, für sich und für die Familie etc. Eine Erlaubnis des Bischofs, der nur die öffentliche Form verbieten kann oder den Ort, wo diese Gebete gesprochen werden, muss dazu nicht eingeholt werden. Der Zweck dieser Gebete komme jenem des Exorzismus gleich, d.h. einen Satan (den es gar nicht gibt) zu vertreiben. Der Satan ist nach dem christlichen Glauben ein Mehrheitsobjekt: Diverse Engel, die „Gott“ nicht mag, gehören dazu und diverse Geister und Dämonen. Der Teufel sei demnach keine Einzelperson. Wenn es im Vater unser heißt: „..und erlöse uns von dem Bösen“, sei mit dem Bösen der Satan gemeint – und nicht die Sünden der Gläubigen.

Der (Irr)-Glaube an den Teufel und an die Möglichkeit, von ihm gar besessen zu sein, soll hier kurz für diejenigen weiter erläutert werden, denen das Gebiet fremd ist. Was wird in Rom Priestern in ihrem 20-stündigen Crashkurs über den Exorzismus beigebracht?

1. Die Bedrängnis vom Teufel (obsessio): Alle Menschen sollen dies erleben, besonders jene, die bewusst christlich leben. Es handele sich um Versuchungen, Attacken, Irritationen des Teufels mit dem Ziel, den Menschen auf dem Weg zu Gott zu blockieren und zu ärgern.

2. Die Umsessenheit (circumsessio): Solche Menschen würden mit Zudringlichkeiten des Teufels gequält, erlitten unerklärliche seelische, geistige oder körperliche Schmerzen, manchmal mit der Aufforderung zum Suizid, mit nächtlichen Alpträumen, diffusen Störungen wie Schattensehen, Kältegefühlen, Blockaden. Oft stecke hinter solchen Symptomen eine Verfluchung durch Dritte, komme aber auch durch fahrlässige Kontakte mit Spiritisten und Magiern zustande.

3. Die Besessenheit vom Teufel (possesio): Sie gilt als die höchste Stufe des Grades der Verstrickung, könne selbstverschuldet sein durch freiwilliges Einlassen auf okkulte Praktiken oder könne von Gott als Prüfung zugelassen sein. Es handele sich um eine Innewohnung eines oder mehrerer böser Geister und Dämonen, die nur durch den „großen Exorzismus“ gebannt werden könnten. Hier könne nur die Kirche noch helfen! Abhängigkeit und Unterwerfung seien typisch (nach: Pater Jörg Müller, Verwünscht, verhext, verrückt, oder was? Betulius Verlag). Nach Don Gabriele Amorth, Chefexorzist im Vatikan, gebe es vier Ursachen für teuflische Besessenheit oder Heimsuchungen teuflischen Ursprungs. Zwei seien unverschuldet, für sie sei der Betroffene nicht verantwortlich, zwei seien selbst verschuldet.

 

Hier rankt sich also eine ganze „Wissenschaft“ um reinste, allerdings zweckgestaltete Paranoia. In dieses „Wissenschaftsfeld“ überweisen demnach unsere Psychiater von uns Hausärzten ihnen zugewiesene psychisch Erkrankte. Das wird die AOK, das werden die Ersatzkassen mit Schrecken zur Kenntnis genommen haben. Sie wurden teilweise von mir  informiert. Am 12. Mai 2014 lesen wir in der "Die Welt" über den Exorzismus in Deutschland. Da es zu Todesfällen kam, nimmt man heute Psychoanalytiker mit an Bord und entscheidet im Gremium: Psychiatrisch krank oder vom Teufel besessen. Die Unterscheidung sei denkbar einfach: Man hält dem Kranken ein Kreuz vor und schaut, was passiert. Die involvierten Analytiker sollten schnellstens ihre Approbation zurückgeben. Sie dienen der Amtskirche lediglich als Alibi.

 

 

Hölle von außen, Bild aus 1937
Hölle von außen, Bild aus 1937