Mögliche Wirkung der Bibel auf die kindliche Psyche

 

 

Zum einen kann auftreten ein Schutzgefühl des Kindes vor den Grausamkeiten dieser Welt, vor allen Dingen bei einer Erziehung der Kinder durch Eltern, die keinen Zweifel daran lassen, dass das Kind in den Himmel kommen wird. Zum anderen kann sich starke Gottesfurcht entwickeln. Dabei reicht es, wenn Eltern Hölle nicht explizit erwähnen, sondern dem Kind diese Dinge nur andeuten oder averbal übermitteln. Diese Eltern sind dann selbst in Glaubensfragen geschädigt.

 

Hier sei auf das so genannte Gute-Nacht-Gebet verwiesen: „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“. Dieses auf den ersten Blick so schöne Gebet ergibt für entsprechend geprägte Kinder die Angst, bei Nichtfrommsein in die Hölle zu gelangen. Auch kann es sein Frommwerden ja angeblich nicht selbst beeinflussen. Es wird im Gebet als Gottesgabe hingestellt. Das Kind sieht sich als Spielball eines im Grunde unverlässlichen Gottes. Es fragt sich in den Stunden nach diesem Gebet: Wo komm ich denn hin, wenn Gott mich nicht fromm macht? Die heutige Geistlichkeit hat darauf eine Antwort: "In die ewige Folterhölle."  Das Kind wird angstkrank.  

 

Kinder können sich als Alternative zur Folterhölle nicht ein „quälendes ewiges Nichtsein bei Gott“ vorstellen. Dies ist ja die heute öfters gehörte und sehr theoretische evangelische Flachversion. Kinder glauben vielmehr an die schlichte Ewigkeit, spiele sich diese nun für sie im paradiesischen Himmel oder in der Feuerhölle ab.

 

Kinder mit Höllenangst verstehen biblische Gleichnisse nicht als solche, sondern als unbedingte Realität. Sie kennen keine Symbolik. Sie kennen keine Zusammenhänge. Für sie ist die Bibel, wie es fälschlicher Weise gelehrt wird, Gottes Wort und damit unumstößlich und unkritisierbar. Bibelkritik würde für ein Kind allermeist ein Ticket zur Hölle darstellen. Gott stellt sich für solche Kinder als überaus brutal dar. Jedem Kind ist der Sündenfall bekannt, eigentlich der so genannte Sündenfall, der in dem Abnehmen und Essen eines Apfels besteht. Mag dieser Sündenfall auch von Pastoren als gravierende Sünde umgedeutet werden, für das Kind bleibt es beim Nehmen und Essen eines Apfels.

 

Es ist also für unsere Kleinen eine Bagatelle, die dort Gott erzürnt und ihn strafen lässt. Und das auch nicht beim zweiten oder dritten, sondern gleich beim ersten Mal, beim ersten Apfel. Als moderner Erzieher versagt hier unser Bibelgott. Gottes völlig unverständliche Strafe ist das Verweisen aus einem Paradies und eine ungerechte Sippenhaftung für alle Nachkommen. Sippenhaft war zu allen Zeiten eine Ungerechtigkeit. Die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet ein Lebenmüssen auf einer Erde mit ihren ganzen größeren und kleineren „Höllen“, zum Beispiel schwerer Krankheit, Folter, qualvollem Sterben oder Geburtsschmerzen. Alles dies ist für das Kind Folge des Gotteszorns. „Gott“ stellt sich also als überaus kleinlich dar und die Strafe ist überstreng. Hier wird in der Seele des empfänglichen Kindes eine Gottesfurcht gelegt, wie sie größer nicht sein kann. Dass der Papst Ende des 20. Jahrhunderts äußerte, Adam und Eva habe es so nicht gegeben (also hat es auch den Apfel so nicht gegeben), änderte nichts daran, dass Geistliche diese Geschichte im Original weiterhin und meist unbedacht verbreiten. Die Geschichte um Adam und Eva ist also weiterhin in Mode. Das Aufbauschen eines Minimalvergehens. Eine noch so kleine Trotzphase lässt das Gott-Ich nicht zu. Gleich zu Anfang der Bibel disqualifiziert Bibelgott sich sowohl als Erzieher als auch als Richter. Ein Kind, dem man die Trotzphase nicht zuerkennt und sie mit Gewalt unterdrückt, wird krank.

 

Die ganz überwiegende Mehrzahl der Patienten mit Depressionen und Schizophrenie, die ich kenne, ist überdurchschnittlich religiös. Dieses bekannte Phänomen wurde kürzlich auch in Fachzeitschriften erwähnt. Es ist von den behandelnden Fachleuten zu fordern, dass, was heute ungenügend oder nicht geschieht, eine exakte religiöse Anamnese erhoben wird mit einer Exploration auch der religiösen Einstellungen der Eltern. Ich traf mich mit einer ca. 75 - jährigen schizophrenen AOK - Patientin, die Dauerinsassin einer psychiatrischen Anstalt war. Wir saßen außerhalb der Klinik in einem Cafe. Die Schizophrenie war seit Jahrzehnten bekannt mit Angstattacken, Halluzinationen und Stimmenhören. Ich fragte sie explizit nach der Hölle und sie berichtete mir als erstem Arzt überhaupt über religiöse Dinge in ihrer Kindheit. Die Eltern hatten sie mit dem Teufel erzogen dergestalt, dass sie den Teufel an Wände malten und dem Kind drohten, „der holt dich, wenn du nicht folgst“. Die Folge dieser Erziehung war der dauerhafte, ebenso unangenehme wie teure Aufenthalt in einer Psychiatrie. Und dazu ist es eine völlig überflüssige Qual für diesen Menschen und eine überflüssige Geldausgabe für die AOK.

 

Wenn ein psychisch Kranker bei einer Anamnese äußert, Glaube spiele für ihn keine Rolle, muss weiter zu diesem Thema exploriert werden, bis die Rolle des Glaubens wirklich klar ist.

Die Seele eines manisch Kranken ist während der Akutphase ein offenes Buch. Jedes Wort muss festgehalten werden. Inhalte seiner Seele und sein Unbewusstes sprudeln nur so aus ihm heraus. Äußert er in diesen Momenten der manischen Eruption Gedanken über Gott, Schuld und Sünde, liegt ein Sacco - Syndrom mit Sicherheit vor. Auch die Halluzinationen schizophrener Patienten sind ein Weg in deren Unbewusstes und sind diagnostisch-therapeutisch zu nutzen. Aber Vorsicht: Da die Hölle zu furchtbar ist, ist sie meist auch nicht direkter Inhalt dieser Gedanken wie sie ist auch nicht Inhalt von Träumen darstellt. Unser Selbst filtert auch hier, auch im Schlaf. Darum fallen wir auch nicht aus dem Bett. Nur im Vollbild  der Manie ist die Barriere vom Unbewussten zum Bewusstsein nicht vorhanden.

 

Die Hölle wird heutzutage von Patienten verdrängt und die Angst vor ihr ist oft hinter einem Frommsein oder Gutsein versteckt. Dazu zählen religiöse Ausschmückungen der Wohnung eines Kranken mit religiösen Symbolen und Bildern, regelmäßige Kirchgänge und die Teilnahme an religiösen Versammlungen und Kongressen etc.. Bewusst oder unbewusst bemerken die Eltern, dass ein Kind sich über religiöse Ängste mühelos erziehen lässt und wiederholen dann ihre Erziehungsmuster. Solche Kinder sind lieb. Zu lieb.

 

Auch nach dem Sündenfall sind die Bibel, „Gott“ und „Jesus“ nicht gerade zimperlich in ihren Maßnahmen. Ich erinnere an die Sintflut, wo vielleicht nichtautoritär erzogene Kinder gegenüber Gott ein dankbares Gefühl entwickeln, weil Noah mitsamt der Arche gerettet wurde. Diese Kinder identifizieren sich mit Noah. Andere Kinder dagegen sehen die realen Auswirkungen der Sintflut und identifizieren sich mit den Ertränkten und dabei oft mit den ertränkten Tieren. Auch die Sintflutgeschichte erfreut sich bei Lehrern, Erziehern und Geistlichen immer noch starker Beliebtheit nach dem Motto „Wir basteln uns eine Arche Noah“. Eine gleichnishafte Umdeutung dieser Geschichte ist einem Kind nicht möglich. Und wenn man gleichnishaft nach den Regeln der Schulbildung umdeutet, kann es nur eine Deutung geben: Wenn Gott etwas nicht gefällt, kann er grenzenlos brutal und grenzenlos ungerecht (Kinder- und Tierertränkung) werden. Objektiv gesehen wäre die Sintflut, hätte sie denn stattgefunden, der erste Holocaust. Nach dem Grundgesetz verletzt die Kirche die Würde der Kinder, die angeleitet werden, einen, und zwar den ersten Holocaustveranstalter anzubeten und zu lieben. Auch verstößt jeder die Sintflut predigende Pastor gegen § 131 StGB. Er verherrlicht und verharmlost eine Gewalttat. Welche Folgen hat das? Individuell und allgemein sozial? Welche Folgen hat die Verherrlichung und Anbetung eines ungemein gewalttätigen und gewaltbereiten Gottes? Bei der Erhebung der Krankenvorgeschichte seelisch erkrankter Patienten frage ich immer danach, wie die Sintflutgeschichte wahrgenommen wurde. Hat der Patient als Kind mit den Geretteten gefeiert oder um die ertränkten Tiere getrauert? Es ist dies ein fundamentaler Einstieg in die Gottessicht eines Patienten.

 

Prof. Papier, unserer ehemaliger oberster Verfassungsschützer, nimmt die Kirchen jetzt in die Pflicht: Sie müssen sich an die deutschen Gesetze halten! Bei meinem Versuch, Papiers Anspruch auch durchzusetzen, „scheiterte“ ich bisher bei den Kirchen, den Behörden, den Jugendämtern, den Psychiatern, bei meiner Ärztekammer und meiner Approbationsbehörde. Denkprozesse sind aber dort überall in Gang gekommen. Immer wieder verlangte ich, so auch bei meiner Kirche und meiner Kammer, einen Runden Tisch auch für den seelischen Missbrauch der Kirchen an Kindern. Das wurde nicht unterstützt. Jetzt gibt es ihn in meiner Gemeinde.

 

Im Konfirmandenunterricht wird die Bergpredigt nicht ausgelassen. Der erste Teil ist moderat, im zweiten, oft verschwiegenen Teil spricht der Bibeljesus davon, dass Menschen, die „Narr“ sagen, des „höllischen Feuers schuldig“ werden. Bei machen Kindern geht dieser Satz vielleicht nicht weiter in die Psyche ein. Bei anderen Kindern wird diese Hölle zu einem Stück Realität, wo Menschen gebrannt werden auf Ewigkeit. Während dieser Ewigkeit wird lt. Bibel ständig gebrannt (siehe auch Johannes Offenbarung 20). „Jesus“ sei da die Ewigkeit zum Quälen einer Einzelperson nicht lang genug: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ ist da die Rede. Von „Tag und Nacht“. Von einem „feurigen Pfuhl“. Die Bibelschreiber degradieren hier Jesus zu einer Unperson. Hier wird Jesus missbraucht. Da nach Aussage meiner Kirche Jesus lebt, nehmen die Kirchen ihrem Jesus auch aktuell die Würde. Jesus macht und wird nicht da weitermachen, wo Hitler 1945 aufgehört hat. Oder anders: Wird nicht jemand, der Hitler in seiner Hölle foltert, selbst zu einem Hitler? Diese Frage haben wir glücklicherweise in Postnazideutschland hinreichend geklärt. Die Antwort lautet: Ja. Wie soll auch ein „Gott“ als Richter einem Hitler einen Holocaust vorwerfen, der selbst einen noch grausameren veranstaltet hat, der Regenwasser nahm statt Zyklon B?

 

Es gibt Gelehrtenmeinungen, Luther habe in der Bergpredigt eine falsche Übersetzung getätigt, Jesus habe vielmehr gemeint, diese Narr - Sager wurden auf Müllhalden verwiesen, wie sie im Nahen Osten allseits bekannt waren und wo auch immer Feuer brannten. Die Möglichkeit eines guten, weiterhin sündenfreien Jesus ist also trotz Bergpredigt, trotz Bibel durchaus gegeben. Unabhängig davon ist dieser Satz aber in der Bibel bis heute offizieller Bestandteil, sozusagen offizielle Wahrheit, so wie „Gottes“ Wort eben „Wahrheit“ sein soll. Das Wort eines allerdings zuletzt immer recht stumm gewesenen. In den Zeiten moderner Tonträger spricht Gott plötzlich gar nicht mehr.

 

Das naive Kind stellt also rasch fest: Es gibt keine vergleichbare Wesen mit annähernd ähnlicher Grausamkeit wie „Gott“ und sein „Sohn“. Diese Tatsache wird von der kindlichen Psyche aber im Normalfall rasch verdrängt: Bibelgott will und muss ja auch geliebt werden. Es ist sogar, so die Bibel, das höchste all seiner Gebote. Hinter dieser Gottesliebe steckt natürlich leider Gottesfurcht. Wie kann man den Täter der Sintflut als realistisch denkendes Kind auch lieben? J. Ratzinger äußerte sich über die Bibel in der Zeitung DIE WELT. Gottes Wort sei interpretierbar, speziell das Alte Testament. Es ist nur für mich die Frage: Wie? Wenn Bibelgott verlangt, Menschen zu verbrennen und zu steinigen, wie ist das interpretierbar? Der Interpretationsspielraum ist für mich denkbar gering bis fehlend. Darum hat man ja über Jahrhunderte Menschen auf Befehl Gottes lebendig verbrannt. Für ein Kind ist er Interpretationsspielraum gleich null. Symbolhaftes Bibelverstehen ist für ein Kind nicht möglich. Steinigen ist nie ein Symbol. Es ist immer ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein derartiger „Gott“ ist analytisch gesehen immer nur eine "Projektion" seines Erfinders, der seine eigene Schlechtigkeit in ein ausgedachtes „transzendentales Wesen“ hineininterpretiert hat. Die Bibel entwürdigt Gott an zahllosen Stellen.

 

J. Ratzinger äußert: Die biblische Grundlage sei nicht verhandlungsfähig. Ich nehme an, das längst überfällige Herausnehmen spezieller Bibeltexte ist für ihn aus speziellem Grund nicht verhandlungsfähig. Es ist das bekannte Machtinteresse (Nietzsche). Je grausamer Gott ist, umso mehr bedarf der Gläubige der Kirche zur Rettung seiner Seele vor diesem übergrausamen Wesen. Umso länger zahlt er in die Kirche ein und ernährt diese Kirche. Der Deutsche Ärztetag 2009 verurteilt aber ausdrücklich jedes Projekt, das Kinder aus finanziellen Interessen missbraucht. Gut hat er das gemacht.

 

Eine weitere Grausamkeit wird den Kindern dargestellt und zwar „Gottes“ Nichtretten des Sohnes vom Kreuz. Der als allmächtig dargestellte Gott wirkt hier auf das Kind als überaus erbarmungslos. Diese Geschichte kann überhaupt keinem Kind vernünftig beigebracht werden, liest sie sich doch so, wie ein Deal des Vaters mit dem Sohn: Wenn du dich opferst, Sohn, vergebe ich den Menschen, wenn nicht, lasse ich es. Der Schuldige am Jesustod wäre demnach sein eigener Vater, unser Gott. Das wäre ein grausamer Schachzug. Das Fallenlassen einer Sternschnuppe zur Vergebung unserer Sünden hätte es auch getan. Aber dann hätte die Geistlichkeit keine so grausamst zugerichtete Leiche gehabt, deren Kreuzestod sie als Schuld noch jedem Gläubigen beim Kinderabendmahl in die viel zu kleinen Schuhe bzw. ins Gewissen schieben kann mit Worten wie: „Blut für dich vergossen zur Vergebung deiner Sünden“ odcer „Jesus ist für dich stellvertretend gestorben am Kreuz“. Die allermeisten Kinder glauben trotz Papst Benedikts heroischen Einspruches diesen Gott entwürdigenden Unfug. Und das ist beabsichtigt. Kinder sollen Glauben gemacht werden: „Wir haben eigentlich das Kreuz verdient. Wegen unserer Sünden“. Hier wird mit Absicht eine lebenslange kranke, gegen unendlich gehende Dankbarkeit erzeugt. § 19 Strafgesetzbuch und Art. 1 GG verbieten streng eine derartige Schuldzuschreibung gegenüber Kindern unter 14 Jahren, § 20 eine solche bei seelisch kranken Kindern und Erwachsenen. Die Kirchen machen unsere Kinder und die schwertkranken Insassen der Psychiatrie zu Mördern und sprechen von ihrer „Mittäterschaft“. Das bekommt ihnen nicht.

 

Der amtierende Papst Benedikt (2012) ist am Punkt der Sühne meiner Meinung und schreibt uns Erstaunliches in seinem Buch „Einführung in das Christentum“, Kösel, auf Seite 231: „Die unendliche Sühne, auf der Gott zu bestehen scheint, rückt so in ein doppelt unheimliches Licht.“ Das Bild Gottes von der Liebe werde so unglaubwürdig. Benedikt verwirft also den Sühnegedanken völlig. Gott habe nicht "in unnachsichtiger Gerechtigkeit ein Menschenopfer" verlangt. Hier an dieser Stelle war der  Papst modern. Der Vatikan steht aber auch unter ständigem Druck vernunftgesteuerter Religionskritiker, die Bibelgott vorwerfen, seinen eigenen Sohn ans Kreuz gewollt zu haben, wo es auch andere, unspektakuläre und unblutige Lösungen für eine Vergebung gehabt hätte. Unmodern am Papst ist, dass er seine Ansicht bei seinem Fußvolk und in den Gesangbüchern nicht durchsetzt. Es bleibt dort also alles, wie es ist. Der Sühnegedanke ist fester, heute noch nicht wegzudenkender Bestandteil der Lehre, der Bibel und der Gesangbücher. Er ist Ursache immenser Schuldgefühle und Höllenängste und wird hier bei unseren Schizophrenen zum Verbrechen. Die AOK verliert durch ihn Milliarden.

 

Offenlassen will ich, wie groß der Sozialisierungseffekt der Bibel für Kinder ist. Ist eine solche drastische religiöse Erziehung notwendig, damit überhaupt ein geordnetes soziales Leben möglich wird? Haben moderne Ethikunterrichte, Gesetzgebung und Gerichte inzwischen Sozialisierungseffekte ausreichend übernommen? Höllenengramme haben jedenfalls zwei Weltkriege und Auschwitz nicht verhindert.

Dieses Buch soll sich aber mit den Nebenwirkungen der Bibel beschäftigen, mit ihrer Psychopathogenität, ihren krankmachenden Eigenschaften und mit ihren Opfern. Ethikunterricht halte ich für geeigneter als jeden Religionsunterricht heutiger Art. In nahezu jeder Schulbibliothek gibt es Luthers oben erwähnten kleinen Katechismus für diesen Unterricht. Das darf nicht sein.

 

Kinder sind nicht unintelligent nur weil sie klein sind. Im Gegenteil. Vielleicht - oder ganz sicher - wird der größte Teil menschlichen Wissens als Fötus, Baby und Kleinkind erworben. Kindern ist es spielend möglich, mehrere Sprachen gleichzeitig zu erlernen, und das in kurzer Zeit. Sie werden natürlich geprägt von dem, was man ihnen erzählt und vor allen Dingen von der Religion, die noch früher als die Märchen auf das Kind wirkt. Die Emotionalität der Gebete der Mutter bekommt schon das Ungeborene mit. Es ist töricht zu glauben, dass Kinder Religiöses einfach nicht begreifen und komplett verdrängen können. Verdrängung geschieht sowieso niemals komplett. Sie bewirkt eine beständige Irritation unserer Gefühlswelt. Ihre Inhalte sind ständig in uns präsent und stellen eine enorme psychische Kraft dar.

 

Furchtbar ist der Ausspruch der Pastoren: „Jesus ist auch für dich am Kreuz gestorben, mein Sohn“. Das „mein Sohn“ durchbricht den familiären Schutzwall des Kindes. Der Pastor drängt sich hier in die Familie und wird so zu einem festen Bestandteil des kindlichen Über-Ichs. Der oben genannte Ausspruch erhöht die Wertigkeit kindlicher Sünden, die oft nur wirklich Bagatellen entsprechen, zum Beispiel dem Nehmen eines Apfels aus Nachbars Garten. Für diese Sünde ist nun jemand und zwar der Sohn des eigenen Gottes am Kreuz gestorben.

Hier wird Kindern ein permanent schlechtes Gewissen eingeimpft. Sie können sich nicht o. k. fühlen.

 

Verstehen könnte man, wenn Jesus für einen Mord oder ähnliches für uns oder für unsere Kinder am Kreuz stirbt, aber für einen gestohlenen Apfel oder ein an der Kasse mitgenommenes Kaugummi? Wenn man sagen würde, Jesus hat für einen gestohlenen Apfel im Himmel auf einen Espresso verzichten müssen, wäre es eine hinnehmbare Relation für unsere Kleinen. Aber der ausgedachte Bibelgott kennt nur Grad III Strafen. Am liebsten natürlich Feuerstrafen. Aber als Jesus am Kreuz sterben zu müssen wegen eines vom Kind geklauten Apfels, das ist des Erträglichen in der Tat zuviel.

 

Man stelle sich vor, man würde einem Kind sagen: „Dein leiblicher Vater ist für dich gestorben und hat sich foltern lassen müssen, zu Tode foltern, weil du uns einen Apfel genommen hast.“ Ein solches Kind wird seines Lebens nicht mehr froh. So werden auch Kinder nicht mehr froh, denen man sagt und die es auch begreifen, Jesus sei für diese Sünde gestorben bzw. habe sich zu Tode foltern lassen. Jesus als unser Gott wird ja oft Vater benannt und als unser Zweitvater erlebt.

 

 

 

 

 

"Kinder! Was habt ihr da getan?"
"Kinder! Was habt ihr da getan?"