Vor dem Kindergottesdienst
Vor dem Kindergottesdienst

Im Kindergottesdienst. Erst seelischer, dann sexueller Missbrauch

 

 

 

Schon Nietzsche äußerte, Kinder solle man bis „zum sechzehnten Jahre“ nicht in Kirchen schicken. Religiöse Dogmen solle man bis dahin völlig von ihnen „fernhalten“.

Der Kammerpsychiater der Niedersächsischen Ärztekammer war am 17.11.2009 ganz anderer Meinung: Das vor Augen führen einer ewigen Feuerfolter könne Kinder nicht krank machen. Er schließe das „sicher aus“. Kindern Pornografie zu zeigen sei „wesentlich schlimmer“. Er glaubte Nietzsche nicht - und mich hielt er für paranoid. Nun, wir alle wissen, dass Psychiater (Ausnahmen) krank sind. Es ist ihre Angst, die sie krank macht. Frau Hofmann beweist in ihrer Doktorarbeit: Deutsche Nervenärzte sind ebenso gläubig wie ihre amerikanischen Kollegen. Amerika ist krank. 60 Prozent der Amerikaner glauben die Bibel wörtlich. Zur Beruhigung ihrer Nerven essen Amerikaner. Sie essen zu viel Hamburger. Sehr Adipöse sind verkappte Psychotiker. Das „weiß“ man in der Psychiatrie. Würden viel zu Dicke normal essen, würden sie vor Angst wahnkrank. Doch urteilen Sie selbst. Urteilen Sie über die deutsche Geistlichkeit und ihren Kindergottesdienst. Der ist, so meine Meinung, weder ein Dienst an Gott noch an unseren Kindern. Er ist Kindes- und Gottesmisshandlung. Aber urteilen Sie selbst.

 

Bibeljesus spricht in so genannten Gleichnissen. So konnten ihn die einfachen Leute verstehen. So können ihn aber auch heutige Kinder „verstehen“. „Gleich“- nis bedeutet wie auch das „Symbol“, dass der angesprochene Realhintergrund in etwa mit dem Geschehen im Gleichnis auch gleichbedeutend ist. Wenn nun in der Bergpredigt "Jesus" sagt, es sei weniger arg, sich selbst ein Auge auszureißen, als die Qualen in seiner Hölle erleiden zu müssen, so versteht das Kind diese unfrohe Botschaft, dieses Dysangelium. "Jesus" drückt sich ja unzweifelhaft aus. Den nachfolgenden bagatellisierenden Intellektualisierungen des Geistlichen kann es nicht folgen, wenn es die Passage nicht gar im Original zuhause liest. Kinder können lesen! Das Engramm des Augeausreißens wird in der kindlichen Festplatte „Unbewusstsein“ abgespeichert und produziert lebenslang schreckliche Angst. Ein Auge sich auszureißen tut mehr weh als Jesu Hölle. Seine Höllenstrafe ordnet Jesus im obigen Gleichnis schon für den bloßen Wunsch an, eine hübsche Frau außerehelich zu beglücken. Unsere jüdischen Andersgläubigen kennen nicht diese Einheit von Wunsch und Tat. Diese Härteklausel brachte erst Bibeljesus auf den Plan bzw. die späteren Konstrukteure unseres Bibeljesus. In der Zeitung „Psychologie heute“ ist dies vermerkt: „Protestanten verurteilen sexuelles Verlangen wesentlich stärker als Juden“. Die müssen die Augenausreißstory ja nicht glauben. „Absicht und Tat bilden bei ihnen keine Einheit.“

 

Jetzt aber konkret zum Kindergottesdienst. Drei Jahre alt sollte man dafür schon sein, teilte das Kirchenbüro mit. Man nehme aber auch Zweijährige, etwa in Elternbegleitung. Man habe sogar „Krabbelgottesdienste“ für noch kleinere Kinder eingeführt.

 

Nehmen wir eine neueste, „moderne“, offizielle Quelle: „Du bist da“, Verlag Junge Gemeinde in Verbindung mit dem Württ. Evang. Landesverband für Kindergottesdienst, 2010: Gebete und liturgische Elemente zum Plan für den (evangelischen) Kindergottesdienst.

Im Wochenspruch 4./5.April 2010 wird gleich die Hölle angesprochen: Christus spricht: „... und ich habe den Schlüssel des Todes und der Hölle“. Hier, wie auch durch 39 Lieder, die die Hölle und 47 Lieder, die die Existenz des Teufels und des Satans im bis 2034 geltenden evangelischen Gesangbuch bekräftigen, wird den Kindern deutlich, wie völlig überflüssig Bibeljesus eigentlich ist: Die Hölle, Satan und der Teufel bestehen ja weiter. Nur der Schlüssel ist von Bibelgott seinem Sohn übergeben worden. Als Richter hat sich Gottvater zur Ruhe gesetzt.

„Erbarme dich unser“ müssen unsere Zweijährigen auf Seite 32 in „Du bist da“ ausrufen und auf Seite 27 singen: „Kyrie, kyrie, Herr erbarme dich!“ Jedes „Erbarme dich“ bedeutet aber für Kinder: „Schicke uns nicht in deine Hölle.“ Damit wird die offizielle Lehre Jesu wissentlich unterlaufen, denn der sagte: Kindern „ist das Reich Gottes“. Kinder brauchen kein Erbarmen.

Wem Gnade erteilt wird, steht auf Seite 64: Den Demütigen. Die Kirche meint bei Demut vor Gott im Grunde aber Demut vor ihr, der Kirche. Denn sie hat dieses Gottesbild ja erfunden. Die „Hochmütigen“ gehen dagegen gnadenlos aus: Ihnen „widersteht“ der Kirchengott. Im Gebet auf Seite 19 müssen unsere Kleinen sich schuldig sprechen: „(Unsere) Worte waren wie Steine, die man anderen an den Kopf wirft. Das tut uns leid. Bitte vergib uns.“ Und: „Wir bringen die Schuld, die wie ein Stein unser Herz und unser Gewissen bedrückt, zu Jesus Christus.“ Hier wird Schuld massiv eingeredet und künstlich ein kopflastiges enges Gewissen und eine dauerhafte kranke Jesus- und damit Kirchenbindung hergestellt. Auf Seite 19 beten die Kinder das angeblich von Jesus stammende Vaterunser, auch mit Zweijährigen! Der Inhalt: „und vergib uns unsere Schuld“! Bekanntermaßen hat Jesus nichts Schriftliches hinterlassen, so auch dieses Gebet nicht. Das es mündlich und wörtlich über Generationen überliefert wurde, ist nicht anzunehmen. In meinem geltenden Gesangbuch wird die ja nur eventuell ausgesprochene Gnade Gottes in 145 Kirchenliedern unseren Kindern dargeboten, das sog. Jüngste Gericht in 27 Liedern. Der moderne amtierende Pastor regiert also, ob er will oder nicht, mit dem Gnadenbegriff.

Beim Psalmgebet, Seite 16, fragt man sich, warum extra ein Kindergottesdienst sein muss. Hier wird man doch nicht undeutlicher oder gar harmloser als bei den Erwachsenen: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit, wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht.“ Wo kommen verworfene Kinder hin?

Den Verwerfungs-Satz, diese versteckte Höllenandrohung, hörte ich zuletzt bei einer Taufe im Jahr 2014. Er gehört übrigens zur Standard-Liturgie. Auf jeden Fall bietet der Kindergottesdienst der Kirche die Gelegenheit, unsere Kleinen möglichst früh in Abwesenheit von ihren Eltern mit den Themen Sünde, nur eventueller Vergebung bzw. ihrer Alternative, der ewigen Höllenstrafe, lebenslang zu schädigen. Leider wird dieser Schaden vom Erkrankten verdrängt und bleibt daher so tiefgreifend virulent.

 

Auch der Sühnegedanke, von Papst Benedikt XVI. strikt (und richtig!) als Gottentwürdigung verworfen, kommt nicht zu kurz. Jesus sei für „uns Menschen“ gestorben, so auf Seite 48. „Alle (unsere) Schuld hast du getragen“, müssen Zweijährige auf Seite 19 beten. Später: „Das alles hast du auf dich geladen und ans Kreuz getragen. Am Kreuz bist du für uns... gestorben.“ Dann: „...er ist gestorben, damit wir leben.“ „Er kam zur Welt, um uns zum ewigen Leben zu befreien. Dafür ist er geboren, gestorben...“

Hier wird nach Papst Benedikt Gott entwürdigt, dem man die Massivschuld gibt, die Vergebung von Kindersünden vom Kreuzestod des eigenen Sohnes abhängig zu machen. Hier werden Kinder in abstoßender Weise entwürdigt und in krimineller Weise missbraucht. Hier schiebt man ihnen ohne jede Rücksicht auf schwere seelische Erkrankungsfolgen die Schuld an einem Kreuzestod in ihre unschuldigen Schuhe. Es kommt gar nicht darauf an, wie oft man ein Kind auf diese Weise schädigt. Einmal schon reicht. Es ist wie beim sexuellen Missbrauch: Je nach individueller Empfindlichkeit reicht ein einziger Übergriff zur Entwicklung einer ekklesiogenen Psychose (siehe bei Drewermann) bereits aus.

Im Übrigen stellt sich Benedikt XVI. in Entschiedenheit gegen Markus 1o, Verse 35 ff: „Denn auch der Menschensohn kam..., sein Leben hinzugeben als Befreiungsgeld für viele.“ Hier wird, so die Bibel, Gott bezahlt mit einem Geld, das „viele“ vor dem eigenen Sterben am Kreuz rettet. Jesus befreie demnach viele von diesem so unglücklichen Ende. Gott habe dieses Geld von ihm unerbittlich verlangt. Jesus nutzte kein Gebet.

Seelisch schon kranke Kinder dürfen erst gar nicht zu derartigen Gottesdiensten. § 20 StGB untersagt, dass Kirchen ihnen Mitschuld am Kreuzestod Jesu geben dürfen. Er schützt diese Schutzbedürftigen aus gutem Grund vor unseren Kirchen: Ihre Symptomatik kann sich auf Dauer oder für immer verschlechtern, da sie oft schon schwer schuldkrank sind. Und das ist nicht sozialadäquat. Unser Staat will keine stationären Dauerpatienten.

Das 1. Seelsorgereferat München stellt uns jetzt Beispiele für Busse- und Vergebungsgebete für kleine Kinder vor:

„Ich habe Böses angestellt. Jesus hat das Böse besiegt, er ist für mich am Kreuz gestorben und hat sein Blut vergossen zur Vergebung der Sünden, verzeih mir.“

Vater, ich habe gesündigt, ich bin nicht Wert, Dein Kind zu heißen, ich habe gesündigt. Auch für mich hat er am Kreuz sein Blut vergossen. Vergib mir meine Schuld, meine Sünden. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde des Todes, Amen.“ So sieht also die Sorge um Kinderseelen in München aus.

 

Im „modernen“ Buch „Ein Stein kommt ins Rollen“, Beate Brielmaier, Bettina Eltrop, Hrsg, kbw Bibelwerk 2008, Untertitel: „Den Kreuzweg mit Kindern gestalten“, wird konstatiert, dass Kinder, denen man die Leidensgeschichte Jesu erzählt, eine „intensive Beziehung“ zu dieser Geschichte „herstellen“. Sie mache Kinder betroffen bis hin zur „persönlichen Identifikation“. Gemeint ist tatsächlich die Identifikation mit dem Gekreuzigten. „Weshalb war es nach Gottes Willen unausweichlich, dass Jesu den bitteren Kelch trank?“, wird gefragt. „Gott wollte, dass Jesus glaubhaft blieb“, so die Antwort. Gott habe also Jesu Tod gewollt. Das würde ihn zum Mörder an ihm machen. In vorgeschlagenen Rollenspielen bekommen Kinder das Kreuz zu tragen: „Jesus, du bist so gut, aber die Menschen laden dir das Kreuz auf.“ „Wir wollen miteinander den Weg Jesu spielen, ähnlich wie... in Oberammergau“, so auf Seite 47. „Nägel, Hammer“ und „Dornenkrone“ werden besorgt. Dann: 7. Kind: „Peitschenhiebe prasseln auf den Rücken des gefesselten Jesus.“ 8. Kind: „Sie spucken ihn an“. 12. Kind: „Jesus schreit: Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Auf Seite 85 müssen die Kinder dazu singen: „Nun, was du Herr erduldet, ist alles meine Last, ich hab es selbst verschuldet, was du getragen hast (am Kreuz, der Verf.). Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat. Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.“ Hier geschieht krank machender Kindesmissbrauch in einem „modernen“ Gottesdienst. Das, was Jesus an Schmerzen ertrug, müssen unsere Kinder an Schuld potenziert ertragen. Das Schmerzkreuz wird ihnen zum lebenslangen Schuldkreuz. Der „moderne“ Geistliche arbeitet mit den für uns alle und besonders für Kinder völlig überflüssigen Begriffen Gnade und Ungnade dort, wo es nur Gnade gibt. Der „Stein“ der Entwicklung schwerer seelischer Erkrankungen bis zu Autismusstörungen „kommt ins Rollen“. So ja auch der Titel des Buches. Natürlich erzeugt bei empfindlichen Kindern das unrechtmäßige Schuldgeben an einem Foltermord Autismus. Diese Erkrankung in Gesetzesübertretung zu erzeugen, ist kriminell. Trotz allem unterstreicht der Erlanger Glücksforscher Karl-Heinz Ruckriegel die Relevanz des Glaubens beim Glücklichsein.

 

Ein „modernes“ Buch über den Familiengottesdienst ist von W. Hoffsümer (seine Gesamtauflage über 1.250.0000): „3x9 Ideen für Familiengottesdienste“, Matthias Grünewald, 2010. Dreijährige (!) sollen ein abgebildetes Kreuz mit einem Jesus daran „ausmalen“. Jesus habe gesagt,: „Ich bin auf die Welt gekommen...um die Menschen zu retten“. Das Kind weiß: Es muss vor Jesu Vater, von dessen Hölle, errettet werden. „Herr, erbarme dich“, müssen die Kleinen singen. „Danke, Jesus, das du uns so aus Leid und Tod gerettet hast.“ Dann: „..und vergib uns unsere Schuld.“ Die Kinder sollen beim Betreten der Kirche den „Kopf senken“ und wissen „dass man sich vor Gott als Sünder zu fühlen hat“. Das „Stolze“ sollen sie aus ihrem „Denken“ nehmen. „Wer an Jesus glaubt, der wird gerettet.“ Ein „reines Herz“ müsse man haben, um zu Gott zu gelangen. „Jesus sagt es uns jetzt“, behauptet der Autor: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hindurchgeht, wird gerettet werden.“ Nur wer sich „klein macht“ und das in Demut aushalte, dürfe durch das magische Tor. Hoffsümer spricht von einem „Nadelöhr“. Seine Rollenspielchen werden mit einem für Kinder tragbaren Kreuz (ein „nicht zu leichtes Kreuz“), einem „großen“ Nagel und einem Hammer gespielt. Jeder, also auch jedes Kind, müsse sein Kreuz tragen. Wenn man nur ein Stückchen davon absäge, weil es zu schwer sei, gerate man in Verzweiflung, wie es heißt. Ich weiß: Eine derartige „Religion“ führt Kinder in Verzweiflung. Ein tragfähiges Vertrauen in diese Welt und in Gott baut Hoffsümer nicht auf. Im Gegenteil: Er erzeugt schreckliche Angst und pathologische Unterwürfigkeit. Beides ist nicht in Gottes Sinn. Gott und wir brauchen keine Jasager; schon gar nicht nach den Erfahrungen der Hitlerzeit. Eine therapeutische Regel lautet heute: „Hilf deinen Patienten, mit Stolz ... auf ihr Leben zu blicken.“ Sich klein fühlen zu sollen macht krank. So sagen es sogar unsere Psychiater.

Das Buch „Du bist da“ verkündet in breiter Form den Gedanken eines uns helfenden Gottes. Das stärkt kindliches Urvertrauen. „Er kümmert sich um die, die in Not sind.“ Er schaffe „Gerechtigkeit und Recht“. Bei Gott seien Kinder beschützt. Natürlich wird hier eine Realitätsferne erzeugt, die das Buch unglaubhaft macht. Die Kleinen erfahren allabendlich in der Tagesschau eine völlig andere Welt. Aber das Thema Urvertrauen ist ein weites Feld, das ich hier nicht abschießend diskutieren kann. Durch das „uns helfen“ Gottes, das jedes Mal ja ein göttliches Eingreifen, also ein Wunder darstellt, wird ein derartiger Gott aber auch unverständlich für Kinder und angreifbar durch mich: Warum lässt er so viele Kinder verhungern oder durch Krebserkrankungen so unbeschreiblich leiden? Wir sollten jetzt in aller Ruhe von dem Glauben an Wunder Abschied nehmen. Die Erinnerung an Auschwitz, wo kein Gott helfen konnte, hilft uns dabei.

 

Mehr als problematisch sind in diesem Zusammenhang Gebetsvorschläge für kleine Kinder, so in E. Grosche, D. Geisler im Buch „Hier ist noch Platz für dich“, gabriel. In Vorschlägen zu Tischgebeten heißt es dort: „Wir danken dir, du treuer Gott, für unser gutes täglich Brot. Lass uns in dem, was du uns gibst, erkennen, Herr, dass du uns liebst.“ Treibt das nicht verhungernde oder leidende Kinder in den Glauben, Gott liebe sie nicht? Und später. „Gott, du weißt, was Hunger ist, drum gibst du uns zu essen. Und weil du niemals uns vergisst, wolln wir dich nicht vergessen.“ Und weiter: „Guter Gott, wir sind dankbar dafür, dass wir genug zu essen haben. Wir verstehen nicht, dass andere hungern müssen.“ Das zentrale Problem wird hier zuletzt also doch noch deutlich angesprochen. Keiner kann verstehen, warum ein allmächtiger Gott Wüstenkinder einfach in Dürrezeiten verhungern lässt, es nicht regnen lässt. Kein Kind kann seinen angeblich allmächtigen Gott jetzt mehr verstehen. Es werden nicht nur Zweifel an seiner Menschlichkeit in den Kindern geweckt, es entsteht auch Furcht und Misstrauen. „Bei jedem Bissen, den wir essen, Gottes Liebe nicht vergessen“, heißt es weiter. Hier wird gewollt eine pathologische Dankbarkeit erzeugt. Kann man nicht Kinder in Ruhe essen lassen, eine Mahlzeit, die die Eltern und nicht ein Gott erwirtschaftet haben? Und ihnen sagen, wenn ihr später mehr als genug habt, freut sich Gott, wenn ihr dann etwas abgebt?

 

Im Kindergottesdienst wird fleißig der Glaube vermittelt, Gott könne alle Gedanken unserer Kinder lesen. Schlechte Gedanken würden bestraft. Das geht auf die Bergpredigt zurück, in der Bibeljesus sündige Gedanken über das Begehren von Frauen mit der Hölle bestraft. Gott sei ein Mikrochip in unserem Großhirn, uns zu beschatten. An dieser intracerebralen Chipvision macht sich ein ganzes Überwachungssystem fest, das dem der ehemaligen DDR gleicht bzw. es bei weitem überflügelt. Die Privatsphäre ist nicht mehr unüberwacht, die Gedanken sind nicht mehr frei. Das Denken werde vom „Schöpfer“ bespitzelt. Zu diesem von unseren Kirchen erfundenen Kontrollsystem gehört die Beichte, in der Kinder ihre geheimsten Gedanken preisgeben müssen, auch und besonders die über ihre kindliche Auto-Sexualität, die Onanie. Diese ist von der kath. Kirche ja streng verboten und wird von ihr 1974 erneut als „Todsünde“ eingestuft, dient sie ja nicht der Fortpflanzung sondern der puren Lust. Todsünden führen ohne Beichte in die ewige Hölle, so die Kirche. Die Hände gehören angeblich über die Decke. Die Kirche vergisst dabei, dass auch Jesus onaniert haben wird, so wie es jedes normal sich entwickelnde Kind tut, bei dem man es nicht aus irgendwelchen Gründen gewaltsam unterbindet. Maria war aber ebenso sanft und gewaltlos wie Jesus sündenfrei. Seine geheimsten Gedanken - auch über Onanie - muss das katholische Mädchen in der Beichte einem geschlechtsreifen Mann „veröffentlichen“, damit es in ihr „Vergebung“ finden kann. So wird es ihm eingeredet. Auf dem Fuße folgt damit oft die Auslösung sexuellen Missbrauches durch derartige Befragung eines Kindes nach seinen sexuellen Phantasien: Priester sind oft genug nicht in der Lage, ihre vielleicht ihnen sogar unbekannten oder unbewussten pädophilen oder homoerotischen Regungen bei einer derartigen Offenheit eines dazu noch hübschen Kindes zu beherrschen. Ihr Beruf schreibt ihnen die Exploration der Kinder auf sexuellem Gebiet aber vor. Auf ihrem Dienstweg werden sie, vom Zölibat zur Karenz gezwungen, von eigenen homo- oder heteropädophilen Trieben dann übermannt. Die Folgen dieser Rezeptur für eine absolute Katastrophe sind uns jetzt allen hinreichend bekannt geworden. Im Nov. 2010 stand es in der Zeitung „Die Welt“: Die Hotline der Deutschen Bischofskonferenz registrierte von März bis Oktober 2010 1057 Sexualdelikte. 664 davon im kirchlichen Umfeld. Die Dunkelziffer sei extrem hoch. Hier muss eine Korrektur stattfinden. Natürliche Sexualität überhaupt und speziell die eines Kindes sind Intimthemen und haben in der Kinderbeichte nichts zu suchen, da sie Missbrauch initiieren. Ein Priester steckte, so stand es im „Spiegel“, während der Beichte einem Jungen, dem er die Augen verbunden hatte, seinen Penis in den Mund. Es sei der „Essigschwamm“, den Jesus beim Sterben im Mund gehabt habe. Das Perfide und Fatale am sexuellen Missbrauch, so schreibt uns John Cornwell in „Denkanstöße 2015“, ist die Vorschrift des Beichtgeheimnisses: Über den Missbrauch darf nach geltendem Dogma ein Kind zuhause nichts erzählen, ohne sich wiederum zu versündigen. Und es „weiß“: Es hat einen zur Asexualität verpflichteten Priester „verführt“, dazu noch zu schwulem Sex. Beides verbietet ihm die Kirche unter Androhung von Höllenstrafe. Das Kind schämt sich und wird stumm. Es hat die Stummheit des Opfers. Eltern sollten ihren Kindern daher strikt verbieten, sich über diese Themen vor einem Priester je auszubreiten. Wenn auch Jesus onaniert hat, wovon wir einfach ausgehen müssen, ist Onanie keine Sünde. Vom Kinderficken im Beichtstuhl hätte Jesus allerdings Abstand genommen.

 

Die Verteufelung auch der kindlichen Onanie ist eine Anmaßung einer katholischen Kirche, die eigenen schweren kriminellen Missbrauch jahrelang betrieb, deckte und duldete und somit jede Legitimation verlor, sich als Richterin der Sitten aufzuspielen. Im Kloster Ettal fielen nachts 13 Patres und 2 Erzieher flächendeckend in die Jungenschlafsäle ein und schüttelten zum Einschlafen den Schülern nicht deren Hände. Unter dem schrecklichen Vorwand, medizinisch den Darm der Kleinen auf Hämorrhoiden untersuchen zu wollen, wurden diese penetriert (Quelle der Dokumentarfilm „Trümmerhaufen Kirche“, Bayrisches Fernsehen am 23.2.2011). Das Opfer verstrickt sich in eine Gefolgschaft mit seinem Missbraucher, der sich als sein Wohltäter gibt. Das Opfer fühlt sich mitschuldig und, wenn es spricht, als Verräter.

 

Der Zugriff des Missbrauchers hat das männliche Kind, dessen Sexualität noch unbestimmt ist, zu Homosexuellen gestempelt. darin müsse es sich nun outen, so in der Zeitung „Die Zeit“ vom 18.3.2010.

 

Auch die Verteufelung der Homosexualität ist eine unglaubliche Heuchelei, sollen doch 60 % der Priester Homosexuelle sein, die sich innerhalb der Kirche glauben „verstecken“ zu können, da der Zölibat keine Fragen aufkommen lässt, warum der Priester keine Ehefrau hat. Eine also vorwiegend homosexuelle Gemeinschaft spielt sich hier als scheinheilige Sittenrichterin für die Gleichgearteten auf. Das ist für mein Empfinden mehr als abscheulich. Nach jedem gleichgeschlechtlichen Beischlaf geben sich Priester untereinander sozusagen routinemäßig gegenseitig die Absolution, drohen aber bei vergleichbarem Verhalten nichtklerikaler Gläubiger diesen mit ewiger Verdammnis. Über die (religionsbedingte) Psychogenese der Homosexualität, über die schon Freud schrieb, verfasste ich ein  Essay, hier der Link.

 

Psychische Misshandlung, das erkennen wir jetzt, beinhaltet Ablehnung, Nötigung, Abwertung, Beschimpfung, Drohungen, Einschüchterungen, Liebesentzug, Verweigerung von Zuwendung, gezielte Überforderung und ungerechtfertigte Schuldzuweisungen, alles Dinge also, auf die sich unsere Kirchen bestens verstehen.

 

 

 

Nach dem Kindergottesdienst
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