Das Gericht 

Ein Gedicht von Frank Sacco

 

  

 

Das Gericht

 

Er war wieder mal im Lehm stecken geblieben.

Bei der alten Mühle, ein Stück weg von der Anstalt.

Georg hieß er und er hatte Übergewicht, neuerdings wieder.

Er steckte in einem Berg von Schuldgefühlen.

Die hundert Gesetze hatte er tauendmal übertreten.

Verurteilt war er schon. Schon mal für die Unendlichkeit.

Verflucht hatte ihn sein Vater.  

Als er sich entschied für seinen Weg, seinen eigenen.

So ein jüdischer Fluch zählt doppelt.

Und so ein Fluch holt auch gleich den Gott der Juden auf die Erde.

Den Jahwe. Und der schaute sich Georg mal genau an.

Seine Übertretungen, seine Eigenarten.

Georg wartete dann auf sein Verfahren, sein Gericht.

Vor Gericht kann man etwas sagen. Dem Jahwe.

Man kann sich verteidigen, man kann Erklärungen geben,

man kann sogar Unwahres sagen. Es versuchen.

Aber das  Gericht kam nicht. Nicht mal als Standgericht.

Lange wartete Georg. Erst auf dem Sofa in der Langen Reihe 15,

dann in der Anstalt in Zimmer 8, dann in der Reha in Paderborn.  

Das Warten strengte ihn an.

Und das Geld ging ihm aus. Ziemlich schnell sogar.

Es ging für Zigaretten drauf. Und für Pommes mit Mayo.

Ein  paar Mal versuchte er´s mit Suizid. Springen oder ins Wasser.

Aber was soll das. Es ändert nicht die Unendlichkeit.

Es ändert Jahwe nicht. Spaß verträgt der nicht, der Weltertränker.

Und Lachen hat man ihn noch nicht gehört.

Und ordentlich Gericht halten auch nicht.

Der geht seinen Weg. Und die Urteile ausführen,

das überlässt er schon mal anderen. Auch mal den Verurteilten.

Schizophren werden. Das wäre gegangen.

Aber da war er nicht der Typ für, unser Georg.

Ach Georg, tröstete ich ihn,

Götter werden nun mal so,

wenn man ihnen die Zigaretten wegnimmt,

und den Alkohol und die Frauen,

die ihnen gelegentlich einen blasen.

 

Frank Sacco ist Autor von Das Sacco Syndrom und Autor der Bücher

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Eine Antwort auf Das Gericht von Frank Sacco

1. Saco sagt:

9. November 2018 um 19:06

Viele kennen ja Kafka. Ich habe ihn analysiert. Und dieses Gedicht geschrieben über seine Erkrankung. Über die Story „Das Urteil“. Das Judentum war seine Erkrankung. Jude sein bedeutet, an einen Berg von Schuldgefühlen gekettet zu sein. So mein Freund Samuel, Analytiker.  Kaum anders ist es im Christentum, nur dass es zusätzlich alle Kinder zu Mördern macht. Gnadenlos. Zu Mördern an Jesus. Was sündigen sie  auch so viel! Unsere Kleinen!