Die evangelische Kirche lenkt ein    aus 2020


 

Die evangelische Kirche lenkt ein                             von Frank Sacco                                  Pfingstmontag 2020

 

Ein ausgesprochener Super-Nazi ist heute nicht der übliche „Mitläufer“, sondern  jemand, der die Menschenrechte mit Füßen tritt, schlimmstenfalls also folternd tätig wird und damit die Würde des Menschen zerstört, also den „Inbegriff des Bösen“ darstellt, so die jüdische Philosophin Susan Neimann. Nazis „soll“ man auch als solche bezeichnen, rät Joschka Fischer. Ja der gute Deutsche „muss“ es tun. Es ist nach Kanzlerin Merkel unsere spezifische, also deutsche  Verantwortung  nach Auschwitz. Recht hat sie. Wenn nicht wir, wer denn?

 

Der Gott der evangelischen und christlichen Kirchen fällt nun unter diese neue  Begrifflichkeit. Darüber kann man glücklich oder unglücklich sein. Der Super-Nazi Christengott ertränkte bei seiner Sintflut kein Baby nicht.  Er ertränkte alle. Mit Regenwasser. Das dauerte natürlich. Es dauerte ein ganzes Jahr. Auch Babys seien ja „irgendwo Sünder“, so eine junge Pastorin, die sich damit schützend vor einen Super-Nazi stellt.  Auch foltert der EKD-Gott in seiner Hölle mit Feuer  - und zwar ewig (1). Er foltert speziell  jene, von denen er glaubt, es seien Sünder. Das sind nach einer Attestierung Papst Benedikts im Jahr 2000 besonders diejenigen, die „während des Lebens nicht an die Hölle glaubten“ (2). Doch auch ein deutscher Papst kann bei diesem Thema - selbst nach 1945 - irren. Die Nazi-Dogmen Sintflut und Hölle, der nach Helmut Schmidt „menschgemachten“ Bibel entnommen, machen die Botschaft von der Liebe Gottes unglaubwürdig.

 

Die EKD signalisiert auf Anfrage ihr Einvernehmen: Natürlich ist ihr Gott ein Nazi. Sogar der bislang übelste. Man hat sich wohl die Worte des Mahners Helmut Schmidt, die Bibel kenne keine Menschenrechte, zu Herzen genommen (5). Die Kirchenleitungen (EKD, Vatikan) haben nun zwei Möglichkeiten. Einmal können sie an diesem Kinder krankmachenden Gottesbild festhalten. Das kann einen Mitgliederschwund nach sich ziehen. Wer wird schon gern zum Ja-Sager-Nazi, indem er einen Super-Nazi anbetet, seine Straftaten gutheißt und nicht öffentlich und vor seiner Kirche vehement als Lügen über ihn in Abrede stellt.

 

Zum anderen haben die Amtskirchen  die Gelegenheit, von ihrer bisherigen Interpretation der Sintflutstory und dem Dogma Folterhölle Abschied zu nehmen.  Man muss dort bekennen, dass man Fehler gemacht hat. Bischof N. Schneider, EKD, gibt es schon jetzt zu: Angst machen  sei das „Geschäft“ der Kirchen (4). Dass die Amtskirchen mit ihrem Nazi-Gott Kinder über „ungeheure, tief existenzielle Ängste“ krank machen, ist inzwischen, wozu die etablierte Psychiatrie allerdings eisern schweigt, über Statements und Untersuchungen durch Bischöfin Margot Käßmann bewiesen (3). Doch wie die Entscheidung auch ausfallen mag, die Kosten der so produzierten Erkrankungen (Behandlung, Arbeitsausfälle, Unterbringung, Rentenzahlungen)  sind nach dem Verursacherprinzip von den betreffenden Kirchen zu begleichen. Geld genug ist vorhanden. Ja man ist im Besitz  eigener psychiatrischer Kliniken. Hält man indes am Nazi-Gott fest, werden diese Kosten ins Immense steigen – und das bei einem erheblichen Mitgliederschwund. Doch auch das ist finanziell zu schaffen. Es wird trotz allem noch genug Angstgeld fließen. Die Angst vor einem angeblich folternden Feuergott ist eben auch immens, wenn auch flächendeckend verdrängt. Mit der Angst vor dessen ewigen Strafen  kann letztlich kein Kind ohne Verdrängung leben – und fröhlich sein.

 

(1)      Papst Benedikt  bestätigt im Jahr 2000 über eine Heiligsprechung den tatsächlichen Höllenbesuch einer gewissen Faustine.  In:  „Offenbarungen  Jesu an Schwester Faustine“

(2)      Bischof Schneider in: Der Spiegel  43/2014

(3)      Margot Käßmann über Fragen und Sorgen von ca. 10000  Kindern in: „Wie ist es so im Himmel“     

(4)      Bischof N. Schneider in: „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“, S. 54

 

(5)      Helmut Schmidt in seinem Buch: „Religion in der Verantwortung“, im Kapitel: „Der Christ in der politischen Verantwortung“