Übertragung   und Denkfehler         von Frank Sacco

 

 

Eine Übertragung droht nicht nur bei der Psychoanalyse. Man zieht sich die Erkrankung eines Patienten 1:1 wie einen Virus zu. Oft schon in einem simplen Gespräch. So lernen Analytiker früh in ihrer Ausbildung, sich zu schützen:

 

1. Nie eine Psychotherapie bei Schizophrenen: Das nämlich führte zu etliche Behandler in ein Sacco-Syndrom mit  schwersten Depressionen und Suiziden. Denn die Schizophrenie ist primär eine religionsbedingte Angst-Erkrankung.

2. Keine Gespräche über Religion. Auch wegen der selbigen Gefahr.

3. Stellt sich ein mulmiges Gefühl oder ein Ekel während der Analyse ein: sofort das Thema wechseln oder die Behandlung abbrechen.

 

Was da genau passiert bei der Übertragung, ist meinen Kollegen noch nicht bewusst. Sonst wären sie sicherer. Sonst könnten sie besser therapieren, ohne sich zu gefährden. Den meisten psychischen Problemen liegt nach Freud ein Über-Ich – Problem zugrunde. Dabei besteht kein, wie Freud irrtümlich meinte,  Vater – Sohn Konflikt. Es ist ein Gläubiger – Gott – Konflikt, wie ihn schon Ödipus aufwies. Die größte Angst des Menschen ist eben nicht die vor einer Kastration durch den Vater. Es ist die Gottangst. Aus seiner Gottangst heraus opferte Ödipus dem Zeus seine Augen. Diese Angst ist  jedoch so weit verdrängt, dass sie in dem Bewusstsein der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist. Angst vor der Hölle? Wir sind doch modern! Heute glauben wir unseren Geistlichen doch nicht mehr.

 

Eine Übertragung geht oft blitzschnell, wenn man sich in religiösen Fragen auf die Seite  des Erkrankten schlägt. Hat ein Klient Angst vor einer jenseitigen Gottes-Strafe aufgrund eines fehlerhaften Verhaltens, „Sünde“ genannt, so ist man als Therapeut geneigt, ein überstrenges strafendes Verhalten des Gottes dieses Erkrankten zu kritisieren. Bei einer Angst vor dem heute noch gepredigten ewigen Feuer könnte ein Therapeut im Affekt äußern, Gott sei doch kein Arschloch, er sei doch kein Adolf Hitler. Damit hilft man dem Patienten zwar erheblich in Richtung Heilung, hat aber doch die „Sünde“ begangen, „Gott“  in einem Zug mit einem Arschloch und einem Hitler zu erwähnen. Da aber nach der dogmatischen Lehre die Bibel Gottes eigenes Wort ist, hat man es mit dem angeblichen Schreiber der Bibel, also in der Regel mit seinem Kindheitsgott, doch als Therapeut sehr deutlich verdorben. Dieser Gott mag keine Beschimpfungen oder ein Hitler genannt werden, obwohl er den ersten Welt-Cid hinlegte und damit einem Hitler beibrachte, ein Holocaust könne auch vernünftig und völlig gerecht sein: Sünder kann man getrost steinigen, ertränken und lebendig verbrennen, ja nach Bischof N. Schneider zur Not auch ewig im ewigen Pfuhl.

Nun ist der Therapeut aber lange schon Agnostiker. Er glaubt also, nicht mehr an den Gott seiner Kindheit zu glauben. Und hier liegt seine Illusion. Seinen Kindheitsgott wird man nicht ohne Mühen los. Nach einer „neurotischen Latenz“ wird der oben zitierte und an sich fabelhafte Therapeut sterbenskrank. Sein Klient hingegen wird gesund, da er vor der Sitzung der Meinung sein musste, sein mit Feuer quälender Gott sei eine Hitlerfigur. Doch nun hat der Therapeut den schwarzen Peter. Sein Unbewusstes „weiß“ nun, er kommt wegen des Hitlervergleiches in das ewige Feuer. Das ist ein so unangenehmer Zustand, dass wir unsere Psychiater schon verstehen könnten, warum sie so schweigsam auf dem Gebiet der Religion sind. 

Eine klassische Übertragung auf religiösem Gebiet fand übrigens zwischen dem Kranken Prometheus und seinem Arzt, dem Gott Chiron statt. Der heilte den im Kaukasus wegen einer Straftat gegen Zeus an Ketten gelegten Halbgott, wurde aber selbst sterbenskrank, eben weil er ihn ohne Erlaubnis heilte. Denn nach Zeus' Willen sollte Prometheus erst wieder frei und gesund sein, wenn ein Unsterblicher sein Leben für ihn gelassen hat. Natürlich wissen wir heute, was das alles für ein Quatsch war. Zeus gab es nie, und es gab nie einen Adler, der dem armen Prometheus über 3000 Jahre hinweg ein Stück Leber aus dem Leib reißen musste. Und doch hat die Sage die oben beschriebene  Aussage: Wer sich gegen seinen Kindheitsgott auflehnt, der meint, unter einem vernichtenden Gottesurteil zu stehen und leidet masochistisch ebenso  wie Ödipus. Dass auch der das KZ Hölle vorhaltende Christengott selbiger Quatsch ist, das wird man erst nach einigen Jahren auch hier in der BRD begreifen. Doch es können auch noch Jahrhunderte sein. Das Juden-Christentum ist eben die perfekte Gehirnwäsche. Und es arbeitet mit der Kinder-Angst vor einem ewigen Feuer, dem ewigen Auschwitz. Perfekt! Chapeau!

 

Der Denkfehler in der Psychiatrie:  v

Die Erkrankten haben ein Hauptthema: Religion. Depressive haben Sündengefühle, Zwangskranke waschen sich ihre Sünden ab, alt gewordene Schizophrene basteln sich aus einer Gewaltreligion  ein Blümchenmärchen zurecht, Suchtkranke „heilen“ sich mit der Droge.  Psychiater meinen, man hole sich als Erkrankter religiöse Themen nur herbei, um seine Erkrankung ausleben zu können. Doch es ist gerade anders: Die Gewaltreligion ist die Ursache ihres Denkens, die Ursache ihrer Erkrankung. Die ernsthafte Ankündigung  ewiger Folter Kindern gegenüber hat doch Folgen. Wie könnte es auch anders sein.