Hypnose und kirchlicher Gottesdienst


 

 

Hier kommt zunächst etwas Theorie. Ertragen Sie es einfach.

Man fragt sich, wie die Geistlichkeit es immer wieder versteht, Zusammenhänge in unserem kollektiven Unbewussten zu implantieren, denen unser Bewusstsein im Normalfall heftigsten Widerstand leisten würde. Dieses Bewusstsein würde nur ironisch lächeln, wollte man ihm ohne jede juristische Grundlage die Schuld für eine vor 2000 Jahren begangene Kreuzigung in die Schuhe schieben, wollte man ihm einen Holocaust (Die Sintflut) und das Lebendigverbrennen von Kindern (in Sodom und Gomorrha) als ethische Glanzleistung verkaufen oder ihm gar beibringen, es gäbe ein gerechtes Jüngstes Gericht, bei dem, wenn wir Altarbildern glauben,  für die Hälfte der Menschheit ewige Folterstrafe von einem an sich lieben und liebenden Menschen ausgesprochen würde: Von Jesus. Aber: Es funktioniert - und wie es funktioniert, wie man einen Menschen so manipuliert, dass er plötzlich die verücktesten Ansichten bekommt,  lesen sie hier.


In Gottesdiensten werden die Mittel der Hypnose schon bei Kleinkindern mit nicht entwickelter Kritikfähigkeit klar erkennbar eingesetzt. Auf diese Weise dringen Botschaften tief ins Unterbewusstsein ein. Die Kritikfähigkeit wird verringert, die Beeinflussung des Willens und Urteils wird möglich. Ein gutes Stück Verstand geht verloren. Die Wirkung von Hypnose kann bis zu zwei Jahre andauern. Optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hypnose sind:

 

- ruhiger, abgedunkelter Raum

- sich wiederholdende montone Reize

- Schließen der Augen

- Hypnose innerhalb einer Gruppe

- Vertrauen zum Hypnotiseur

- früher Einsatz beim Kleinkind 



Hypnose ist ein uraltes Phänomen. Den Darwinschen Gesetzen folgend hat es vielleicht einmal eine Mutation beim Menschen gegeben, die Hypnose möglich machte. Diese Menschen hatten eine bessere Überlebenschance. Sie konnten besser kämpfen, waren beruhigter und verfielen weniger in Depressionen. Bereits 4000 Jahre vor Christus wurde Hypnose von den Sumerern angewandt, bezeichnenderweise von Priesterärzten. Erste Anwendungen gab es im Christentum als Tempelschlaf, als Heilungen im Gebet. Vielleicht ist sie aber schon seit der Steinzeit bekannt und angewendet worden.

 

Für die Hypnose ist ein ruhiger, verdunkelter Raum sinnvoll, ein sich wiederholender monotoner Reiz führt zu einer gewissen Schläfrigkeit. Vertrauen zum Hypnotiseur ist Voraussetzung. Das Bewusstsein konzentriert sich auf den Hypnotiseur. Der Blick soll am besten etwas schräg nach oben gewandt sein. Die Kritikfähigkeit während der Hypnose ist deutlich verringert und es können beliebige Sinnestäuschungen suggeriert werden. Eine Beeinflussung des Urteils und des Willens ist möglich. Die Hypnoseerscheinungen sind Folge einer Suggestion. Besonders suggestiv sind einfache bildhafte Vorstellungen. Beispiele.

 

Der Psychologe Fritz Lambert: „Alles, was uns seelisch beeinflusst, ist Suggestion, denn in dem Augenblick, in dem wir einer seelischen Beeinflussung unterliegen, wird ein entsprechender Glaube ausgelöst.“ Wiederholung steigert die Suggestion. Die innere Sicherheit wird gesteigert, Suggestion in einer Gruppe oder in einer Masse wirkt besonders stark. Fasten als Vorbereitung verstärkt Hypnose. Ein Schließen der Augen verstärkt Hypnose. Von einer Hypnose merkt man selbst kaum etwas, man sinkt nicht in Trance und wird nicht bewusstlos, man hört genau, was um einen herum vorgeht und kann sich nach Beendigung an alles erinnern. Die Fixierung der Augen auf einen Punkt löst Hypnose dann aus. Besonders wirksam ist manchmal die Hypnose direkt nach dem Einschlafen. Die Hypnose kann bis etwa zwei Jahre wirken. Dann erlöschen auch sog. posthypnotische Aufträge.

 

Die Hypnose ist, medizinisch angewandt, eine etwas in Vergessenheit geratene ärztliche Kunst, mit der man auch eine depressive Grundstimmung lösen kann und Angstsymptomatiken. Durch die Suggestion in der Hypnose wird nach der Hypnose ein angstfreierer Zustand erreicht.

 

Es fallen Parallelen zum kirchlichen Gottesdienst auf. Der Raum ist abgedunkelt, es herrscht phasenweise absolute Stille, der Gläubige kehrt in sich ein. Durch die Liturgie ist eine für jeden Gottesdienst gleich bleibende Monotonie vorhanden, der Blick des Gläubigen geht schräg nach oben auf die Kanzel.  Gebete werden oft mit geschlossenen Augen durchgeführt, der Pastor besitzt Autorität und es besteht ein Zutrauen zum Pastoren. Fasten ist kirchliches Ritual. Der Blick des Gläubigen fokussiert sich phasenweise auf einen Punkt, zum Beispiel das Gesicht oder den weißen Kragen des Geistlichen. Die Kritikfähigkeit ist eingeschränkt und Widersprüche können parallel bestehen und akzeptiert werden. Der Nachbar ist manchmal beinahe eingeschlafen. Der Bibeltext vermittelt ganz einfache Bilder, die kritiklos und nicht etwa symbolisch gespeichert werden, so zum Beispiel das Bild des Apfelnehmens, der Sintflut, eines Kochtopfes, des masochistischen Augeausreißens oder einer Kreuzigung.


Die Hypnose kirchlicher Gottesdienste wirkt teilweise antidpressiv, doch werden auch einfache, bildhafte Suggestionen vermittelt, die prädestinierte Menschen in ein Sacco-Syndrom treiben.


Durch die Etikette in der Kirche ist eine Diskussion oder gar ein plötzlicher lauter Widerspruch eines Gläubigen nicht gestattet. Ein solcher Widerspruch würde sofort die kirchliche Hypnose unterbrechen. Man stelle sich vor, jemand würde bei einer Predigt über die Sintflut aufstehen und die Frage an den Geistlichen und die Gemeinde richten, ob sie sich wirklich vorstellen können, dass Gott, der die Liebe ist, Kinder und Säuglinge und Haustiere etc. auf grausamste Weise ertränkt und so einen Holocaust inszeniert hat. Der „Friede“ in der Kirche - er wäre zumindest für diesen Sonntag dahin. Der Aufgestandene hätte übrigens den Gottesdienst nicht gestört. Der Geistliche stört ihn mit seinen unglaublichen und unwahren Behauptungen über einen Gott, der doch die Liebe sein soll. Die meisten "Bilder" der Bibel sind für Kinder hochpathogen. Das sollte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer wissen, wenn sie über die Bibel äußert: "Ich finde es traurig, wenn unseren Kindern... die starken Bilder genommen werden, die für ihre Fantasie so wichtig sind." Die Fantasie eines Kindes im Kontext der Sintflut kann doch nur sein: "Mein Gott ist bis zum Exzess brutal, wenn es um das Rächen meiner Sünden geht."   Wie wichtig es für die Kirchen ist, schon Zweijährige beeinflussen zu können, zeigt ein Satz Paul Baddes in der "Die Welt" vom 22. 12.12: "Nur Kinder haben den nötigen Realismus, ohne Weiteres an Wunder glauben zu können". Ich musste erst zweimal überlegen, was Badde meint, wie Badde denkt.  Ich denke: Kinder haben nicht die Möglichkeit und die Kraft, krankmachenden Aberglauben als solchen zu identifizieren.

 

Einen Großteil unserer Vernunft und unserer Kritikfähigkeit gibt der Gläubige also  an der Kirchentüre ab. Der Text eines Kirchenliedes zum Beispiel jenes:

 

Lobet den Herren, der alles so herrlich regieret,

der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,

der dich erhält, wie es dir selber gefällt...

 

ist, wie wir alle wissen, irreal und geht an der rauhen Wirklichkeit ganz extrem vorbei.  Das Lied wirkt aber  in der Posthypnose nach und auch die Realität einer Tagesschau mit ihren furchtbaren Bildern kann dann die Zufriedenheit mit dieser Welt nicht mehr so erschüttern. Im Grunde bin ich geneigt, der Hypnose kirchlicher Gottesdienste eine heilsame Wirkung zuzuschreiben. Sie wirkt teilweise antidepressiv. Denken Sie nur an den Segen, der jeden Gottesdienst abschließt. "Der Herr segne und behüte dich..."  Wie wohl ist einem danach auf dem Weg nachhause. Man glaubt sich gesegnet und fühlt sich beschützt, ohne es zu sein.  Ein Ansehen der Tageschau beweist uns: Es gibt keinen uns schützenden Gott.

 

Es gibt jedoch auch während dieser Hypnose-Gottesdienste einfache, bildhafte Suggestionen, die prädestinierte Menschen in ein Sacco-Syndrom treiben und ihn so richtig krank machen. Die ärztliche Hypnose ist mir darum sympathischer als die allsonntägliche. Ein Allgemeinarzt auf der Kanzel ist mir unter den heutigen Voraussetzungen sympathischer als ein Pastor dort oben.

 

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